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Karel Havlíček Borovský
(* 31. Oktober 1821, heute vor 200 Jahren, in Borová bei Přibyslav; † 29. Juli 1856 Prag)
Das Gedicht zum Anlass ist aus dem Zyklus „Tiroler Elegien“, einem jüngeren Bruder von Heines „Deutschland. Ein Wintermärchen“. Die Reise war nicht freiwillig, er wurde verbannt wegen politischer Umtriebe.
Tiroler Elegien VI Hin nach Iglau rolln die Räder, gellt Trompetenschrei, hinter uns, damit wir nichts verlieren, reitet Polizei. Ach, das Kirchlein von Borová auf dem Hügel dort, durch die Wipfel sah michs an so traurig: „Kind, was treibt dich fort? Weiß den Tag noch deiner Taufe, wo die Wiege stand, dem Vikar, dem alten, halfst du fleißig, kleiner Ministrant. Durch die Welt ziehn, mit der Fackel einst dann kehren heim, jungen Leutchen auf den Weg zu leuchten mit der Flamme Schein. Wie die Zeit vergeht, ich kenn dich schon seit dreißig Jahren, aber, Kind, welch finstre Ungeheuer seh ich mit dir fahren?“ –
Deutsch von Walther Petri, aus: Die Sonnenuhr. Tschechische Lyrik aus 11 Jahrhunderten. Teil 1 und 2. Leipzig: Reclam, 1986, S. 161.
Tyrolské elegie 6 Trubka břeští, kola hrčí, jedem k Jihlavi, vzadu, abysme nic neztratili, klušou žandarmi. Ten borovský kostelíček stojí na vršku, skrze lesy smutně na mne hleděl: „Jsi to, můj hošku?“ Pode mnou jest tvá kolíbka, já tě viděl křtít, starému vikáři ministrovat, pilně se učit. Táhnout světem na zkušenou, pak s pochodní jít, naší chase plamenem veselým na cestu svítit. Vidíš, jak ty roky plynou, znám tě třicet let: ale, chlapče! jaké to obludy vidím s tebou jet?“ —
Gutes Gedicht. Ludvík Kundera als Herausgeber und Interlinearübersetzer der obigen Anthologie schätzte Walther Petri als einen der Nachdichter.
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