Die Siege der Sorben

Die Siege der Sorben
(Obersorbisches Volkslied)*

Es zogen die Sorben gegen die Deutschen,
verstanden doch kein Wörtlein deutsch.

Sie sattelten ihre Pferde auf,
sie legten ihre Sporen an.

Sie gürteten ihre Schwerter um,
versammelten sich auf ebenem Feld.

Zum ersten Mal zogen sie in den Kampf,
erfochten da einen großen Sieg.

Als dies erfahren ihr König und Fürst,
wollt er sie sehn von Angesicht.

Gab er jedwedem ein neues Kleid,
nahm er sie alle in seinen Sold.

Zum zweiten Mal zogen sie in den Kampf,
erfochten da einen großen Sieg.

Als dies erfahren ihr König und Fürst,
wollt er sie sehn von Angesicht.

Ließ er jedweden kleiden in
den puren roten Scharlachrock.

Zum dritten Mal zogen sie in den Kampf,
erfochten da einen großen Sieg.

Als dies erfahren ihr König und Fürst,
wollt er sie sehn von Angesicht.

Wollt er sie sehn von Angesicht,
gab er jedwedem ein fuchsrotes Pferd.

Gab er jedwedem ein fuchsrotes Pferd,
dazu das blanke Schwert zur Wehr.

Deutsch von Kito Lorenc, in: Das Meer. Die Insel. Das Schiff. Sorbische Dichtung von den Anfängen bis zur Gegenwart. Hrsg. Kito Lorenc. Heidelberg: Wunderhorn, 2004, S. 20

*) In der Sammlung von Leopold Haupt und Johann Ernst Schmaler (Hawptr u. Smoler) von 1841, nachgedruckt im Akademie Verlag 1953, steht das Volkslied in der Abteilung Feldlieder mit der Angabe: Gesammelt von Johann Woko in Kotten sowie unter Angabe einer Melodie (Abbildung unten mit anderem Text). Feldlieder (Pšezpólna) bedeutet: Lieder, welche beim Gange durchs Feld im Freien gesungen werden (Carmina peragraria). Der Inhalt muss auf die Zeit vom 9. – 12. Jahrhundert zurückgehen, während der die Deutschen nach harten Kämpfen die Sorben besiegten. Die deutsche Fassung dieser Anthologie trägt die Überschrift: Die Siege der Serben. Das war die Selbstbezeichnung der Obersorben.

Serbow dobyća

Serbjo so do Nĕmcow hotowachu,
słowčka pak nĕmski njemóžachu.

Swoje sej koniki sedłowachu,
swoje sej wotrohi připinachu.

Swoje sej mječiki připasachu,
do runoh pola so zjĕzdźowachu.

Prĕni króć na wójnu ćehnjechu,
wulke tam dobyće sčinichu.

Hdyž be to zhonił tam kral a fĕršta,
dał je jich wšitkich wón před so přińć.

Dał je jim wšitkim wón nowu drastu,
dał je jich wšitkich wón do wojakow.

Druhi króć na wójnu ćehnjechu,
wulke tam dobyće sčinichu.

Hdyž bĕ to zhonił tam kral a fĕršta,
dał je jich wšitkich wón před so přińć.

Dał je jich wšitkich wón zwoblekać
do lutoh čerwjenoh čorlacha.

Třeći króć na wójnu ćehnjechu,
wulke tam dobyće sčinichu.

Hdyž bĕ to zhonił tam kral a fĕršta,
dał je jich wšitkich wón před so přińć.

Dał je jich wšitkich wón před so přińć,
dał je wón kóždemu ryzy konja.

Dał je w6n kóždemu ryzy konja,
hišće tón swĕtły mječ k zejhrawanju.

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