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Veröffentlicht am 3. Juni 2020 von lyrikzeitung
Allen Ginsberg
(* 3. Juni 1926 in Paterson, New Jersey; † 5. April 1997 in New York)
Uptown
Leuchtend gelbe Budweiser Reklame über der Bar,
„Ich hab alles gesehn“ – der Barmann gab mir das Wechselgeld auf 10 Dollars heraus.
Freundlich sah ich ihn an, starrende Augen hinter dem ersten Bartwuchs –
mit Montana Musikern die in Manhattan herumlungern,
auch sie mit erstem krausen Haar – wir saßen an der antiken Theke und erzählten, Madame Grady’s literarischer Salon von seltsamem Wert in New York –
„Wenns nach mir ging, würd ich dir das Haar abschneiden
und dich nach Viet Nam schicken“ – „Meinen Segen dann“
erwiderte ich einem hageren Mann der mit dem Hut auf dem Kopf zur Bartür eilte
auf der nassen dunklen Amsterdam Avenue Jahrzehnte später —
„Und wenn ich das nicht könnte, würde ich dir die Kehle durchschneiden“ knurrte er beim Gehen,
und „Meinen Segen, Sir“ fügte ich hinzu als er im Regen seinem Schicksal entgegenging, feiner Ire.
April 1966
Übertragen von Heiner Bastian
Aus: Allen Ginsberg, Poesiealbum 127. Berlin: Neues Leben 1978, S. 18
Allen Ginsberg reads „Uptown“ at the University of Cincinnati’s Elliston Poetry Room on April 23, 1975
Kategorie: Englisch, USASchlagworte: Allen Ginsberg, Heiner Bastian
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