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Veröffentlicht am 18. März 2020 von lyrikzeitung
Walter Rheiner
(* 18. März 1895 in Köln; † 12. Juni 1925 in Berlin-Charlottenburg)
Nichts
Wenn der Wald vergeht, wenn Sterne entstehen,
wenn ich in Schlaf falle aus bösem Wachsein,
aus verzweifeltem Tag, aus der ewigen Nacht,
die mich zerrt, die mich liebt, die mich beißt und vergiftet,
– in den großen Schlaf, da die Sterne erstehen, –
in die Mutter zurück, in das große Herz: –
dann schreitet mein Engel aus mir hinaus; er schreit
aus mir, aus dem Mutterschoß, da ich bin.
Und er geht und beginnt mit magischen Händen
mein mystisches Werk, tiefe Zauberei …
Und er baut die Welt, ihm entblühen die Wasser;
– er weiß den Gott, und er ist die Tat. –
Doch ich schlafe tief. Ich bin schwer gefangen.
Eisen umdröhnen mich; Mauern hallen.
Ich bin toter Staub, und ein schnöder Wind
zerbläst mich – hui! – Ich bin nichts und nicht!
Ich bin Sehnsucht, Schmerz, der Sterne blödes Kind,
– eine Ahnung nur, ein Traum, ein Gedicht …
Aus: WALTER RHEINER: KOKAIN. Lyrik Prosa Briefe. Mit Illustrationen von Conrad Felixmüller. Herausgegeben von Thomas Rietzschel. Leipzig: Reclam, 1985, S. 159
Kategorie: Deutsch, DeutschlandSchlagworte: Walter Rheiner
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