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Veröffentlicht am 4. Januar 2020 von lyrikzeitung
Viktor Dyk
(* 31. Dezember 1877 in Pšovka bei Mělník; † 14. Mai 1931 auf der Adriainsel Lopud, Jugoslawien)
UND DEINE SEELE
Und deine Seele bäumt sich nie vor Wut,
du schleuderst keinen Fluch, daß er sie blende?!
Ist kein Orkan, daß er Verwüstung tut,
und daß die Lügenpracht im Kehricht ende?!
Und du hast nie gehört, wie man das Öde preist,
und nicht gesehn, wie sie die Dummheit kränzen?!
Und nicht geahnt, da Lachen dich umkreist,
wie Roheit allgemein und ohne Grenzen?!
Der giftgeschwollne Haß, der Bosheit Raserei
läßt deinen Busen ohne Blitz und Lichtung?!
Ruft keine Knechtschaft deinen Arm herbei,
nie hütest du die Flamme der Vernichtung?!
Gelassen schwirrst du hin und suchst in Schwärmen Heil,
wie Mücken, die ich dicht um Lampen sehe?!
Verworfne Nichtigkeit — das ist dein ganzes Teil!
Hinweg von mir! Du würgst mit deiner Nähe!
Aus dem Tschechischen von Rudolf Fuchs. Aus: Jüngste tschechische Lyrik. Eine Anthologie. Berlin-Wilmersdorf: Die Aktion (Franz Pfemfert) (Die Aktions-Lyrik), S. 37
Kategorie: Tschechien, TschechischSchlagworte: Rudolf Fuchs, Viktor Dyk
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