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Veröffentlicht am 16. September 2017 von lyrikzeitung
Bertolt Brecht
Das zwölfte Sonett
(Über die Gedichte des Dante auf die Beatrice)
Noch immer über der verstaubten Gruft
In der sie liegt, die er nicht vögeln durfte
Sooft er auch um ihre Wege schlurfte
Erschüttert doch ihr Name uns die Luft.
Denn er befahl uns, ihrer zu gedenken
Indem er auf sie solche Verse schrieb
Daß uns fürwahr nichts andres übrigblieb
Als seinem schönen Lob Gehör zu schenken.
Ach, welche Unsitt bracht er da in Schwang
Als er mit so gewaltigem Lobe lobte
Was er nur angesehen, nicht erprobte!
Seit dieser schon beim bloßen Anblick sang
Gilt, was hübsch aussieht und die Straße quert
Und was nie naß wird, als begehrenswert.
Aus: Brecht, Große kommentierte Berliner und Frankfurter Ausgabe XI. Gedicht 1. Berlin u. Weimar: Aufbau und Frankfurt/Main: Suhrkamp, 1988, S. 190
Entstanden: 1934. Brecht nahm dieses Sonett in die 1938 zusammengestellte Sammlung „Studien“ auf, ein Exemplar gab er Walter Benjamin zu lesen. Der Abdruck der „Studien“ in Versuche Heft 11, Berlin (West): Suhrkamp, 1951 weist folgende Varianten auf: Z. 2: vögeln] haben, Z 6: auf sie solche Verse] solche Verse auf sie, Z. 11: erprobte!] erprobte., Z. 13: aussieht und die Straße] aussieht, wenn’s die Straße
Kategorie: Deutsch, DeutschlandSchlagworte: Bertolt Brecht, Dante, L&Poe-Anthologie
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Tja… So kann man es auch betrachten. Dante und Petrarca hatten ein anderes Programm.
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