Das Archiv der Lyriknachrichten | Seit 2001 | News that stays news
Liebe L&Poe-Leserinnen und -Leser,
seit Ende 2000 gibt es die Lyrikzeitung, 15 Jahre als Tages-, jetzt als Wochenzeitung. Jeden Freitag neu mit Nachrichten aus der Welt der Poesie. Poetry is news that stays news, sagt Pound. In den nächsten Wochen werde ich Logo und Leitbegriffe und -motive der alten und neuen Lyrikzeitung erörtern: Digest, Poe, Pound, die tödliche Dosis und die Flöte. In der heutigen Ausgabe: Sanjosé, Kandinsky, Rilke, Rinck, Rumi, Shakespeare, Ingold, Jandl, Landt, Papenfuß, Zoff im russischen PEN-Club und manches andere. Lesen!
Die Themen in dieser Ausgabe
Àxel Sanjosé
Die Zungen zucken
von den nichtgesagten Flüchen,
den vergessenen Lauten,
den Sümpfen der Vorfahren,
den Tälern, Buchten, Geröllwüsten.
Was für Chöre,
wie Natur aber mit Splittern,
hineingerufen in die Abende
oder das Rauschen,
Narben und Scherben,
ein Glossar der Herkunft:
Funde und Verluste.
Beim Zurückblicken Krümel für Vögel,
in unserem früheren Dialekt
bildeten wir die Vergangenheitsform
durch Halbieren der Wörter.
Dieses unveröffentlichte Gedicht stellte Àxel Sanjosé freundlicherweise zur Verfügung (Initialtext für ein Kooperationsprojekt mit Ayna Steigerwald).
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… steht nicht nur zur Debatte, wie Bürger noch einem Staat zugehörig sein können, der seine eigenen Städte bombardiert und damit an seinem eigenen Verfall arbeitet. / Über den syrischen Dichter Ra’id Wahsh hier
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Mit dem Band „Vergessenes Oval“ wird Kandinskys absurdistische Dichtung nun vollständig zugänglich gemacht. Das ist verdienstvoll und sollte Anlass zu einer umfassenden Würdigung des Malers als Wortkünstler sein. (…) So sehr diese gravierenden Defizite zu bedauern sind, sie sollten das Interesse und das Vernügen an Kandinskys fabulösen Dichtwerken gleichwohl nicht trüben. Mehr
In der NZZ empfiehlt Felix Philipp Ingold die Lyrik Kandinskys, aber nicht unbedingt die Ausgabe, in der sie präsentiert wird.
Schreibt Perlentaucher. Aber stimmt das? Empfiehlt er etwa eine nichtvorhandene ideale Ausgabe? Stehen die Großverlage Schlange, um uns nach 90 und mehr Jahren unverzüglich das lyrische Werk des großen Malers zu präsentieren? Tun sie leider nicht. Alexander Graeff, Alexander Filyuta und das Verlagshaus Berlin haben uns dieses Werk zugänglich gemacht. Bitte unbedingt diese Ausgabe lesen. (Lesen Sie in der vorigen Nachricht, was Ingold wirklich gesagt hat).
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Kai Bleifuß erhält für seinen Text „Fünf Variationen auf das Unsagbare“ den Autorenpreis Irseer Pegasus. Der Jurypreis Irseer Pegasus geht an David Krause für Auszüge aus „Eine andere Brechung des Lichts“. Mehr
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Marion Poschmann erhält den Deutschen Preis für Nature Writing. Die mit 10.000 Euro dotierte Auszeichnung wird zum ersten Mal vom Verlag Matthes & Seitz Berlin in Kooperation mit dem Bundesamt für Naturschutz (BfN) vergeben. Die Begründung der Jury hat es in sich. / Schreibt das Börsenblatt für den deutschen Buchhandel
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ist für mich der ganze Husserl, Heidegger, die frühe Existenzphilosophie drin. Rilke entwickelt hier eine Ontologie, die man auf das erste Hören hin nicht verstehen kann, aber auch nicht verstehen muss. Deshalb ist die Musik so wichtig. Es ist ja heute fast ein Zwang, alles verstehen zu müssen. Wir gehen einen anderen Weg. / Mehr
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… in Köln spricht Michael Köhler mit Kuratorin Monika Rinck: „Ich würde sowohl einem uninformierten Gefühl wie auch einem komplett gefühllosen Gedanken misstrauen. Und das, was ein Gedicht eben zu einem Objekt von Interesse macht, ist, dass es beides verbindet, dass es eben die Relationen in den Blick rückt, mit denen man es zu tun hat.“ Mehr
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His books are also riddled with footnotes. Reading them requires some effort, and perhaps a desire to see beyond one’s preconceptions. That, after all, is the point of translation: to understand the foreign. As Keshavarz put it, translation is a reminder that “everything has a form, everything has culture and history. A Muslim can be like that, too.” / Mehr
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geht weiter mit Sonett #20: A Womans face with natures owne hand painted, deutsch von Stefan George: Ein frauenantlitz das Natur selbsthändig Gemalt. Aus dem Kommentar:
„Quaint“ war damals ein Slangausdruck für das weibliche Geschlechtsorgan: „thou hast a womans heart but not a quaint“. Das Wortspiel erscheint nicht so fernliegend, da das Sonett ab V. 11 auf die Pointe des „hinzugefügten“ Teils hinausläuft. Nicht einmal George konnte das mitübersetzen. – Wer keine Fußnoten liest, liefert sich den Entscheidungen irgendwelcher Vordenker aus.
Dieser Dichter, der größte unserer Zeit, ein literarischer Nachfahre Puschkins in der Linie Tjutschews, wird der Stolz der russischen Dichtung bleiben… Mehr
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Inzwischen traten der Dichter Lew Rubinstein und die Autoren Aleksandr Ilitschewski und Boris Akunin aus der Organisation aus, vorgestern auch die Nobelpreisträgerin von 2015, Swetlana Alexijewitsch. Akunin warf dem PEN vor, daß er sich nicht für verfolgte Autoren einsetze und deshalb nichts mit der internationalen PEN-Organisation gemein habe. Mehr
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Warum zwei Wikis besser sind als ein Wiki (und drei besser als zwei) am Fallbeispiel hier erörtert.
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Ernst Jandl macht einen Vorschlag wider die Hetzerei gegen Ausländer. Thomas Kling lebt und bringt den Müll runter. Horaz und Pound sind tot. Kontroverse Gedichte sind lebensgefährlich und die Schweizer kein poetisches Volk. Dies und viel mehr hier. Alle bisherigen Rückblenden hier.
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des Berliner Schriftstellers Hansjürgen Bulkowski.
eine Zeitung verrät mehr Wirklichkeit als sie selbst mitteilen will
Seit 2013 versendet der Berliner Autor wöchentlich einen Aphorismus als Poetopie per eMail, 2013-16 sonntags in der Lyrikzeitung und von nun an jeden Freitag im L&Poe-Digest.
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