Jürg Laederach 70

Aus einem Gespräch, das die NZZ mit dem Schweizer Autor und Musiker führte

Welchen Rat geben Sie einem jungen Autor, der heute zu schreiben beginnt?

Ich würde eine Doppelstrategie vorschlagen. Einerseits sehr sorgfältig lesen, was publiziert wird. Und dann, da würde ich mich selbst als Beispiel nehmen, würde ich versuchen, eine Art eigener Analytik zu entwickeln: dass man in einem eigenen Emotional- und Erkenntnis-Vokabular sieht, was man jeweils vor sich hat. Und da sollte man sich auf niemand anderen verlassen müssen. Denn es sagt einem niemand die Wahrheit. Aber zugleich sollte man, auf einer zweiten Ebene, Ratschläge holen und anderen zuhören, ohne gleich ein Heiligtum daraus zu machen.

Die Bereitschaft, komplexe Texte zu verlegen und zu lesen, hat sich drastisch verändert. Wie nehmen Sie das wahr?

Das ist so, obwohl doch auch sehr komplexe Gedichte geschrieben werden. Aber Gedichte interessieren mich unendlich weniger – da bringe ich alle Lyriker gegen mich auf, ich weiss. Ich habe unrecht, und es entgeht mir einiges, ich weiss, aber das kümmert mich nicht. Es gibt auch immer wieder erfreulich komplexe Prosa, die, durchaus nach meinem Prinzip, nicht so gigantische technische Apparate in Bewegung setzt, sondern mit gut ausgedachten Veränderungen etwas sehr Interessantes bieten kann.

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