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Veröffentlicht am 18. Juni 2015 von lyrikzeitung
Der Dichter Humberto Ak’abal gehört zu den Maya-K’iche‘, der grössten Gruppierung der Maya in Guatemala. Maya-K’iche‘ ist auch die Sprache, in der er seine lautmalerischen Gedichte schreibt.
(…) Wenn die Gedichte fertig sind, überträgt er sie selbst ins Spanische (…) Erich Hackls deutsche Versionen sind eingängig, nur selten einmal bleibt er an einer Redewendung haften. Schade bloss, dass wir die Gedichte nicht mit den spanischen Versen vergleichen können. Dafür dürfen wir ab und an Texte in Maya-K’iche‘ bestaunen.
Humberto Ak’abal benutzt nicht die Fachsprachen der Lexika, sondern findet seine Wörter auf der Strasse, auf den Märkten ebenso wie zwischen den Dorfgerüchen oder bei den Frauen am Fenster nebenan. Manche Bezeichnungen aus dem Maya-K’iche‘ lässt er im Original stehen und schmilzt sie in die Gedichte ein, «urikil kaj» etwa, was aus den Pilzen eine «Himmelskost» macht, oder «nonoch’», was so viel wie «der Schatten eines Menschen» meint. Andere Gedichte bleiben ganz in der ursprünglichen Sprache – und man kann als Leser nur vermuten (oder sich wünschen), dass das «Waq‘ waq‘ waq’» des Feuers oder das «Yoooooooooojjjjjj» des Wassers reine Lautmalerei sind. / Nico Bleutge, NZZ
Humberto Ak’abal: Geistertanz. Gedichte. Ausgewählt und übersetzt von Erich Hackl. Waldgut-Verlag, Frauenfeld 2014. 99 S., Fr. 25.–.
Kategorie: Guatemala, Maya-K'iche', SpanischSchlagworte: Erich Hackl, Humberto Ak'abal, Nico Bleutge
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