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Veröffentlicht am 13. März 2015 von lyrikzeitung
Man müsste jetzt eigentlich von einer Überraschung sprechen: Der Lyriker Jan Wagner gewinnt den Preis der Leipziger Buchmesse in der Kategorie Belletristik für seinen Gedichtband „Regentonnenvariationen“ . Ein Novum in der inzwischen elfjährigen Geschichte dieses Preises. Doch eine gewisse Verblüffung hatte es vorher schon gegeben, eben weil der 1971 geborene und in Berlin lebende Wagner als Lyriker überhaupt nominiert worden war. Weil eine Jury auf den Gedanken gekommen war, der ja schon lange ins Auge stechenden Ausgrenzung der Lyrik bei diesem Preis ein Ende zu bereiten und ihr eine größere Aufmerksamkeit zu verschaffen.
(Andererseits, was man im Vorfeld gehört hatte: Wagner war überhaupt der einzige Autor, der von den Verlagen mit einem Gedichtband eingereicht worden war).
Und so ist es dann nur konsequent, dass die Jury ihn schlussendlich auch ausgezeichnet hat, denn was hätte diese ungewöhnliche Nominierung sonst für einen Sinn gehabt? Nur mal so ein bisschen Aufmerksamkeit für die oft im Aufmerksamkeitsdefizit siedelnde Lyrik ist zu wenig: wenn schon, denn schon. So bedauerlich das gerade für den Prosaschriftsteller – und auch Lyriker – Norbert Scheuer ist, der mit seinem wunderbar poetischen Vogel- und Afghanistankriegs-Roman „Die Sprache der Vögel“ eigentlich mal dran gewesen wäre, einen solch großen Preis zu gewinnen. Schon 2009 hatte er mit seinem Roman „Überm Rauschen“ auf der Shortlist des Deutschen Buchpreises gestanden und gar als Geheimfavorit gegolten, war dann aber leer ausgegangen.
Mit Jan Wagner trifft es freilich einen der talentiertesten Lyriker des Landes, einen, der in seinen Gedichten genauso zugänglich ist, wie er sich auf Sprachvielfalt und Raffinesse versteht. Er ist ein Virtuose der Form, der sich selbst am Ton des Mittelalterlichen elegant erprobt und dem es schon gelungen ist, an Idole wie Dylan Thomas und Elizabeth Bishop sprachlich anzuknüpfen. Und: Jan Wagner schreibt im wahren Sinn des Wortes schöne Gedichte, manchmal fast zu schöne. / Gerrit Bartels, Tagesspiegel
Kategorie: Deutsch, DeutschlandSchlagworte: Gerrit Bartels, Jan Wagner, Norbert Scheuer, Preis der Leipziger Buchmesse
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„Andererseits, was man im Vorfeld gehört hatte: Wagner war überhaupt der einzige Autor, der von den Verlagen mit einem Gedichtband eingereicht worden war“ — hallo? kookbooks reicht seit Jahren Gedichtbände ein, natürlich auch diesmal, und wir haben seit Jahren bei jeder sich bietenden Gelegenheit darauf hingewiesen, dass dieser Preis für alle Gattungen eingerichtet und es eine Frechheit, wenn nicht sogar Arbeitsverweigerung ist, dass die Jury ihre Statuten beständig ignoriert. (Nun mal sehen, wie sich das in den kommenden Jahren verhält.)
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Der Hammer! Es wurde höchste Zeit. Was für eine wunderbare Nachricht.
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