50. Petrarcapreis

Die voraussichtlich letzten Petrarca-Preise gingen parallel an zwei Pioniere der modernen Lyrik: den Verfasser konkreter Poesie Franz Mon und den litauischen Dichter und Essayisten Tomas Venclova.

In seiner Eingangsrede schlug der Komparatist und Petrarca-Experte Karlheinz Stierle die Brücke vom Namenspatron des Preises zur modernen Literatur. Nicht nur habe Petrarca durch die Besteigung des provenzalischen Mont Ventoux 1336 das neuzeitliche Verständnis von «Landschaft» nachhaltig verändert. Er habe durch seine berühmten Laura-Zyklen – die von der steten Kälte und Abweisung der Angebeteten geprägt sind – erst die Möglichkeit einer Literatur geschaffen, die «durch den Nullpunkt des totalen Scheiterns hindurchgegangen ist». Petrarca sei das Urbild des Dichters als «einsamen Wanderers», der durch die Sprache jedoch «autonom» sei. Dadurch sei er Vorbild für Rousseau, Hölderlin, Baudelaire und Celan gewesen.

Peter Handke, Petrarca-Preis-Juror der ersten Stunde und Laudator für Franz Mon, liess anstelle einer Einzelwürdigung den Briefwechsel zwischen Mon und seinem Freund, dem ostdeutschen Lautpoeten Carlfriedrich Claus für sich sprechen. Der über 40 Jahre währende, 2013 veröffentlichte Briefverkehr dieser beiden Gleichgestimmten zeige das rastlose «diskursive Spielen und Experimentieren» mit Schreib-, Grafik- und Klangelementen als «gemeinsame Poetik» «in zwei verschiedenen Tonarten». Der Sprachkritiker Mon habe – schaffend – «sein Leiden an der Plakatwelt auf dem Weg der Zerstörung ins Gleichgewicht gebracht».

Der ehemalige Hanser-Verlags-Leiter und heutige Leiter der Münchner Akademie der Schönen Künste, Michael Krüger, nutzte seine Laudatio über Tomas Venclova für einen kleinen Exkurs in die nur wenigen bekannte litauische Geschichte und Literatur. / Judith Leister, NZZ

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