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1966 fand die Literaturdebatte nicht in den Zeitungen statt (jedenfalls nicht in Westgermanien). Die Literaturzeitschrift Akzente diskutierte unter der Überschrift: „Die Jungen – haben sie einfach nichts zu sagen?“ Das Niveau war hoch. Paul-Gerhard (später Hadayatullah) Hübsch steuerte ein Minidrama bei, Auszug:
die deutsche literaturwiese. auftritt der gute onkel aus amerika! er ächzt & stöhnt das ganze stück über, weil er schwer am deutschen schicksal trägt.
der gute onkel aus amerika (murmelnd): wolln doch dem handke mal zeigen, was ne harke is. (laut) die jungen sind beschissen / weil sie nix zu sagen wissen. (geht ab)
jungdichterstimme aus dem hintergrund (leise): ich will was sagen!
walter von der höllerer: sim-sala-bim!
aus den maulwurfshügeln ertönen hurtige, muschige, hübsche, knoffige, mairige, prießnitzige, undsoweitrige stimmen, (durcheinanderredend): ICH BIN, dubist, ER ißt, (sie ist!) – es ist. WIR SIND, IHR seid, siesind. ich war du warster sieeswarwirwaren. ihr wart! siewaren. (undsoweiter&sofort. bis) ich wollte gewesen sein, duwolltestgewesenseinersieeswolltegewesensein …
(irgendwann zwischendurch senkt sich dichter nebel über die bühne).
(…)
privatdozent: der erste ist zu jung / doch hat er wengstens schwung / der zweite ist nicht diskutabel / der dritte gar ist miserabel / dem vierten halt ich die jugend zugut / dem fünften jedoch fehlt leider der mut.
die deutsche leserschaft: oh dichtung du selige / prosa du mehlige / lyrik du kehlige.
chor der traditionalisten: wir wollen unsern alten friedrich schiller wieder haben.
Akzente 5/1966, S. 356
Zwischenfazit von Michael Nerlich:
500 deutsche bierzeitungsdichter stürmen die bühne und übernehmen die redaktion der akzente
Ebd. S. 358
Die Protagonisten:
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