Das Archiv der Lyriknachrichten | Seit 2001 im Netz | News that stays news
Veröffentlicht am 31. Dezember 2013 von lyrikzeitung
Eva Strittmatter gehört nicht zu meinen LieblingsautorInnen. Aber ich habe ihr erstes Buch und etliche danach gelesen. Verse auch von ihr haben sich mir ins Hirn gebrannt, manche benutze ich im Alltag. So auch heute aus gegebenem unerfreulichem Anlaß. Ich nehme das mir wieder zugefallene, 40 Jahre alte Gedicht in meine Anthologie, Erinnerung an einen Freund, den ich nicht halten konnte.
Bilanz
Wir alle haben viel verloren.
Täusche dich nicht: Auch ich und du.
Weltoffen wurden wir geboren.
Jetzt halten wir die Türen zu
Vor dem und jenem. Zwischen Schränken
Voll Kunststoffzeug und Staubkaffee
Lügen wir, um uns nicht zu kränken.
Und draußen fällt der erste Schnee…
Wir fragen kalt, die wir einst kannten:
Was machst denn du, und was macht der?
Und wie wir in der Jugend brannten…
Jetzt glühn wir anders. So nie mehr.
Aus: Eva Strittmatter, Ich mach ein Lied aus Stille. Gedichte. Berlin und Weimar: Aufbau, 1973, S. 123.
Kategorie: DeutschSchlagworte: Eva Strittmatter, L&Poe-Anthologie, Mea: Sinnfest
Kann zu diesem Blog derzeit keine Informationen laden.
Neueste Kommentare