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… wirklich viel ist ja von der einst alles dominierenden Verlagsstadt Leipzig nicht übrig geblieben. Etwas Wichtiges aber schon: die Begeisterung für Buch und Literatur. Die auch teilweise Unterstützung in Behörden und Verwaltungen findet. So weit das möglich ist. Denn die Kulturförderung in Leipzig hat schon früher als andere mitbekommen, was es bedeutet, wenn die Förderetats schrumpfen. Zumindest jener Bereich, der so gern als freie Kulturszene bezeichnet wird – bei den großen und wirklich teuren Eigenbetrieben der Stadt wird gern mal eine Million mehr „ins System gesteckt“, wie es so schön heißt. Mit solchen Budgets würde die Lyrikgesellschaft um den Lyriker Ralph Grüneberger, der seit 1996 der Lyrikgesellschaft vorsitzt, ganz andere Projekte auflegen und auch keine Angst vor der Konkurrenz in Berlin haben, wo die „literaturWerkstatt“ mit einer halben Million Euro jährlich gefüttert wird. (…)
Das Wahrnehmungsproblem der deutschen Buchhandlungen spricht Grüneberger aus eigener Erfahrung an: Lyrik kommt dort praktisch nur in einer Form vor – als Dauerpräsenz von Goethe, Schiller und Rilke. Und in der Form diverser Gedichtsammlungen „klassischer Dichter“ zu Schmetterlingen, Primeln, Urlaubsreisen. Entsprechend kompliziert ist der Weg heutiger Autoren zum eigenen Buch und zu einem einigermaßen sinnvollen Vertrieb. Von einer Wahrnehmung durch das deutsche Feuilleton träumen deutsche Dichter wahrscheinlich nicht mal mehr.
Von einer Wahrnehmung durch das (junge) Publikum aber schon. / Ralf Julke, Leipziger Internet-Zeitung
Gesellschaft für zeitgenössische Lyrik (Hrsg.) „Geboren in Tübingen, aufgewachsen in Leipzig. 20 Jahre Lyrikgesellschaft“, Edition kunst & dichtung, Leipzig 2013
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