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Veröffentlicht am 4. Mai 2013 von lyrikzeitung
Valzhyna Mort wurde 1981 in Minsk geboren und wuchs in einer russisch sprechenden Familie auf. Das Weissrussische, die in der Sowjetunion unterdrückte Volkssprache, lernte sie erst in der Schule. Es sei das musikalische Moment, hat sie einmal erzählt, das sie an dieser Sprache so anziehe, die Möglichkeit, Vokale und Silben miteinander spielen zu lassen. Gleichwohl ist ihr Verhältnis zur weissrussischen Sprache nicht ungebrochen: «diese sprache hat nicht einmal ein system. / ein gespräch mit ihr zu führen ist unmöglich – / sie schlägt einem sofort in die fresse». So hat sie es in ihrer zweiten Gedichtsammlung formuliert, die auf Deutsch 2009 unter dem Titel «Tränenfabrik» erschienen ist. Dort setzte sie noch ganz auf das Weissrussische. Nun kommt die englische Sprache hinzu. Seit einigen Jahren wohnt Valzhyna Mort in Washington. Und so wie sie in ihrem neuen Band Prosa und Lyrik nebeneinanderstellt, verbindet sie die Sprache ihrer Kindheit mit jener ihres gewählten Wohnorts.
Aus dieser Mischung der Sagweisen und Genres gewinnt Mort einen eigenen, einmal kindlichen, dann wieder von Reflexion durchsträhnten Ton. «Koste keine Früchte vom Familienbaum!», heisst es an einer Stelle. / Nico Bleutge, NZZ
Valzhyna Mort: Kreuzwort. Deutsch von Katharina Narbutovic und Uljana Wolf. Edition Suhrkamp, Berlin 2013. 107 S., Fr. 19.90.
Kategorie: Belarus, Belarussisch, Englisch, USASchlagworte: Nico Bleutge, Valzhyna Mort
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