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Veröffentlicht am 29. Juni 2012 von lyrikzeitung
Im Entwurf seiner Dankesrede zur Verleihung des von der Deutschen Akademie der Darstellenden Künste vergebenen Preises »Hörspiel des Jahres 2007« schreibt Ror Wolf: »Ich könnte mich auf verschiedene Weise darstellen: Der Außenseiter. Der Nichtmitmacher.« Und er fährt fort: »Die Literaturindustrie erwartet totale Unterwerfung. Sie erwartet Autoren als Mitmacher, als Erfüllungsgehilfen einer Aufgabe: Es geht ausschließlich um die Höhe der Auflage. Quantität ist das einzige Kriterium für Qualität. – Alle Autoren, die versuchen, sich etwas wie Eigenart zu bewahren, sind in diesem Gelände unverwendbar, unnütz, unerwünscht, weil sie den Umsatz nicht steigern. Und weil sie sich nicht unterwerfen, weil sie sich nicht einmal anpassen, sind sie krank, gestört, oder wie hieß es damals: entartet. Sie sind entartet. – So gesehen wäre der eigenwillige oder, wenn Sie wollen: der eigensinnige Autor eine zwischen Mitleid und Verachtung dahinschleichende Person.« / Jürgen Roth, junge Welt 29.6.
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Kategorie: Deutsch, DeutschlandSchlagworte: Jürgen Roth, Ror Wolf
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Auch wenn die Aussage ein wenig selbstgefällig daherkommt, mir ist sie tausendmal lieber als dieser nie verebbende Ruf nach staatlicher Unterstützung oder einer Kulturflatrate. Das Buch und damit auch der literarische Text haben nicht mehr denselben Stellenwert wie vor 40 Jahren. Quer dazu wird so viel veröffentlicht wie noch nie. Damit ist die Ramschquote deutlich grösser geworden. – Was für eine Flatrate hat die Verkäuferin bei Karstadt?
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hm … im gegentum würd ich bilanzieren,
(wenn so, dann nur bei no names, den anderen gedeiht alles zur schlagzeile und legende.
außerdem: man bedenke nur, was sich z.B. Hilde Domin alles leisten konnte, da kommen einige notorische jüngere szenebekannte im paket nicht ran!):
irgendwas an eingenart oder besondererem wird ja oftmals hervorgehoben, inszeniert oder ausgegraben, um sich (wie im normalen bewerbungswettbewerb) in vita, klappentext, auftritt usw. als das besondre aus einer masse an originalen herauszustechen …
auch wenn die vertreterInnen, auch die der „kritik-zunft“) dann doch zunehmend recht brav, angepasst, bisschen bieder usw. sind.
(sie gehen mannchaml sogar so weit irgendwo hocken zu bleiben und etwas mehr zu trinken, wenn der juror der akademie doer kritiker des feuilletons doer hg der antholgie dabei ist! sonst wird gelebt und geschrieben, als wäre in der olympia vorbereitung oder als müssste man in 80 tagen die Goetheinstitute bereisen) … seit jahren ist der satz den man über egal wen am öftesten hört: „ach, der/die ist doch nett!“ (ohne scheiß, meine herrschaften!)
ein problem wird es nur, wen man sich auch unkonform verhält, in diksussionen, moderationen, vor & nachworten,
umgang mit leitern, hg., den gepriesenen und instaurierten usw.; da hat eine gewisse persönlichkeit, etwas einfordern oder nicht mitmachen, gutheißen usw. schon arg nachgelassen – gehört sich nicht mehr, ist verpönnt. man ist souverän, (zumeist auch cool und freundlich), steht darüber oder kümmert sich nicht um derlei dinge: hauptsache dabei, am phänomen beteiligt, auch viele kritiker, veranstalter, preismacher, betuchte und e-meritierte leserschaft, zirkelbetreiberInnen, selbst wenn man es nicht gut bzw langweilig etc, findet …
man hat entweder erfolg und ist unangefochten (auch nicht mehr hinterfragt oder gefordert) und „vehikuliert“, oder man ist ruhig, sonst wird es bloß als frust, neid, antiquiertheit, kleinkarriertheit etc.abgetan: man stört nicht (mehr), weder beim barolo anschließend, noch in der villa oder dependance oder den gutdotierten hausbühnen.
andernfalls ist man dadurch vor allem (als) out (abgestempelt).
oder?
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P.S. obwohl so einiges davor routiniertes rebellieren, etwas aufgesetzt und trendiger terribilismus war.
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Ich halte es ein bisschen für zu bundespräsidential gesagt. Bei allem Respekt für RWs wunderbare Texte. Und was wäre denn Eigenart? Spleenigkeit? Nicht jeder im vermutlich gemeinten Segment ist windschnittig. Andreas Maier fällt mir sofort ein. Und über die Mechaniken der Bestsellerlistenliteratur zu nölen, ist way to wohlfeil.
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Das ist gut und präzise gesagt. Das stimmt. (Ich brauche sofort eine glänzende, schwarze Waffe, und dann gehe ich in das nächste Verlagshaus…) (Das ist nur LYRIK, keine ANGST).
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