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Veröffentlicht am 15. November 2011 von lyrikzeitung
Wolf Biermann im Gespräch mit dpa aus Anlaß seines 75. Geburtstages, Berliner Kurier:
Wie konnte es eigentlich überhaupt so weit kommen? Immerhin waren Sie Regieassistent am renommierten Berliner Ensemble und hatten prominente Förderer.
Das „Unglück“ in den Augen der Politbürokraten begann 1962 mit einer von Hermlin initiierten Lesung junger und noch weitgehend unbekannter Lyriker wie Volker Braun und Sarah Kirsch, zu denen ich auch gehörte, in der Ost-Berliner Akademie der Künste. Sie endete mit einem Eklat, als ich naiv und völlig ahnungslos mein doch gut gemeintes neues Gedicht „An die alten Genossen“ vortrug. Darin heißt es: „Seht mich an Genossen, mit euren müden Augen, den verhärteten. Seht mich unzufrieden mit der Zeit, die ihr mir übergebt… Setzt eurem Werk ein gutes Ende indem ihr uns den neuen Anfang lasst!“ Und plötzlich war von ‚Konterrevolution‘ die Rede und Hermlin verlor seinen Posten in der Akademie. (1976 war Hermlin dann aber auch der Initiator der Protestresolution zahlreicher DDR-Künstler und Schriftsteller gegen die Ausbürgerung Biermanns).
Kategorie: Deutsch, DeutschlandSchlagworte: Sarah Kirsch, Stephan Hermlin, Volker Braun, Wolf Biermann
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