148. Heinz Czechowski gestorben

Der Dichter und Schriftsteller Heinz Czechowski ist tot. Dies meldete unser Sender unter Berufung auf den Sohn des Verstorbenen, Janek Czechowski, der dem Sender gegenüber bestätigte, dass sein Vater bereits am 21. Oktober „nach langer und schwerer Krankheit in einem Frankfurter Krankenhaus“ gestorben sei.

Der Schriftsteller Günter Kunert würdigte Czechowski nun als einen „ungeduldigen“ und „unduldsamen“ Dichter: „Er war ein Mann des Realismus. Er hat die Dinge ganz scharf gesehen und kenntlich gemacht, nichts geschönt, nichts romantisiert.“
Heinz Czechowski wurde 1935 in Dresden geboren und studierte nach einer Ausbildung zum grafischen Zeichner am Leipziger Literaturinstitut. Sowohl in der DDR als auch im wiedervereinigten Deutschland erhielt er zahlreiche literarische Auszeichnungen. Zuletzt erschien von ihm die Autobiografie „Die Pole der Erinnerung“ (2006).

Das vollständige Gespräch mit Janek Czechowski können Sie bis zum 27.4.2010 als
MP3-Audio in unserem Audio-on-Demand-Angebot nachhören.

/ dlr 26.10.

In Ron Winklers Blog gab es im Frühjahr eine Debatte um eine Zeile von  Czechowski: „Sanft gehen wie Tiere die Berge neben dem Fluß“ – eine der Stellen, die sich mir im Gedächtnis eingehakt haben. Es ist die erste Zeile eines frühen Gedichts von 1957 (aus dem ersten Gedichtband „Nachmittag eines Liebespaares“, 1963). Später reduzierte er das Gedicht auf diese eine Zeile.

Ich picke einige weitere Zeilen heraus, um die herum es auch noch Gedichte gibt, die Zeilen im Kopf, die Gedichte im Regal:

Tätigsein. Gleichzeitig untätig sein. (Reisen)

Hier möcht ich bleiben… / Aber Bedenken melden sich an (Wasserfahrt)

Ich widerrufe die nutzlosen Verse (…)
Ich kann nichts tun außer tun.  (Widerruf)

Vor dem Fabriktor stehn sie in der Sonne. (…)
Der Vorstadtmittag ist durchkräht mit Hähnen. (Liebesgespräch)

Schön war sie, aber sterblich (Der Morgen)

Aber die Lügen strafen die Verse (Nichts was ich dir jetzt zu geben vermag)

Ich will nicht nachdenken / Über den Frühling: er / Ist gekommen mit Sturm

Die Luft ist gepfeffert mit Rücksichten (Gesellschaft)

Schreibweisen, Klassiker, Stellungen, Rauch über Leuna (Thüringen grün…)

Versehen / Mit guten Ratschlägen / Geh ich im Kreis (Notiz für U.B.)

Wir schreiben uns / Briefe mit blauen Siegeln. / Wer aber / Soll das rezensieren? (An Freund und Feind)

Man kommt nicht umhin / Von Halas zu sprechen (Kunštát im Regen)

Mein Herz ist polnisch… (Polens Tragik)

Was mich betrifft / So bin ich ich.

2 Comments on “148. Heinz Czechowski gestorben

  1. „Sanft gehen wie Tiere die Berge neben dem Fluß“ – ohje ohje, Klavki hat, glaube ich, sehr viel Czechowski gelesen.

    aus „Kindergeschichte“:

    „Das sind die kleinen unvorstellbaren Dinge auf dieser Welt, zum Beispiel, dass man sich vorstellen könnte, dass […] oder dass Berge sich nachts heimlich recken und dehnen und tagsüber wieder wie Tiere neben den Flüssen gehen, oder dass die Wellen nur Falten im Wasser sind, oder dass die Welt immer genau eine Sekunde vor uns entsteht oder dass […]“

    Irgendwie toll, dass man, wenn man Klavki liest, die ganzen Großen automatisch mitrezipiert. Ich würde behaupten, das spricht erneut für ihn oder sagen wir: f ü r den Leser (der einfach erkennt, wenn große Sätze vor ihm stehen, sorry, Bertram!:D). Andere können das gerne anders sehen. Deswegen nennt man sie ja so.

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