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Veröffentlicht am 16. April 2002 von rekalisch
Dem Leser des Jahres 2002 – der Audens Gedichte in einer soeben (bei Pendo) erschienenen zweisprachigen Auswahl neu lesen kann – scheinen sie hingegen als inzwischen klassische Zeugnisse der lyrischen Moderne fast schon vertraut. Die Montagetechnik, die eine kaleidoskopartige Simultaneität unterschiedlicher Zeiten und Gegenstände erzeugt, ist als lyrisches Verfahren längst durchgesetzt, und die formale Vielfalt überrascht den Kenner postmoderner Polystilistik kaum noch. Nach wie vor beeindruckend ist allerdings die Fülle der Kunstmittel und -formen, über die Auden souverän verfügt hat. Strenge Sonette finden sich ebenso wie reimlose Langzeilen in freien Rhythmen, Oden und Elegien stehen neben Liedern und Songs (bis hin zum Gassenhauer), aphoristische Drei- bis Fünfzeiler wechseln mit mehrteiligen Zyklen, und manchmal erinnern sangbare Refrains daran, dass Auden das Libretto zu Strawinskys The Rake’s Progress mitverfasst hat. / Yaak Karsunke , FR 16.4.02
W. H. Auden : Anhalten alle Uhren. Gedichte, herausgegeben von Hanno Helbling, zweisprachig. Pendo Verlag, Zürich / München 2002, 151 Seiten, 22,90
Kategorie: Englisch, GroßbritannienSchlagworte: W.H. Auden, Yaak Karsunke
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