Nahbellpreis 2017: A.J. Weigoni

G&GN-INSTITUT DDORF-ELLER SÜD, 21.6.2017 / Der Nahbellpreis geht dieses Jahr an den Düsseldorfer VerDichter A.J. Weigoni. Der höchstdotierte Literaturpreis der Welt wird damit zum 18. Mal verliehen. In den ersten Antworten des noch laufenden Nahbell-Interviews DER LANGE ATEM: WEIGONIS „VORLASS“-(WIEDER)BEAT(MUNG) gibt Weigoni über literaturhistorische Zusammenhänge der Lyrikszene Auskunft:

„Lesungen fanden beispielsweise in den neuen Jugendhäusern oder den Teestuben der evangelischen Gemeinden statt. Dies war die Zeit der so genannten Neuen Innerlichkeit, nicht die Lyrik, die ich präferierte. Die Frage nach Echtheit in dieser Form von Subjektivität erwies sich als Scheinproblem, das sich in ein berechtigtes Nichts auflöste, als der Punk nach Glaubwürdigkeit fragte. Ich bevorzugte die Free-Jazz-Szene in Wuppertal und die Performer in der Düsseldorfer Kunstakademie, oder dem Ratinger Hof, unvergessen die Konzerte von Pere Ubu und Wire. Im Lauf dieser Auseinandersetzung fragte ich mich: Warum gibt es eigentlich keinen erweiterten Literaturbegriff?“

Der Preisverleiher Tom de Toys fragt ihn weiter:

„deine rede vom Jargon der Uneigentlichkeit erinnert mich an einen anderen großartigen deutschen dichter: Ernst Meister! er wird vom literaturestablishment gerne als hermetisch bezeichnet, ist aber bei genauerem hinsehen so ziemlich das gegenteil: offenbarend! das problem liegt woanders: um einen Ernst Meister inhaltlich existenziell nachvollziehen zu können anstatt dem poetischen glitzern und funkeln seiner wortdiamanten zu erliegen oder sie andersherum als nichtssagend abzutun, weil man nicht hinter ihre minimalistische kulisse zu schauen vermag, muss man selber den mystischen tiefgang der seele erlebt haben: erst dann wird die einfache, klare, direkte sprache zum höhenflug des bewusstseins! vielleicht ist das der grund für dein heimliches, fast tabuisiertes prestige in der szene? (…) ich glaube, ich ahne, ich vermute, die ganzen vereinsmeier der schnöselliteratur, ‚tschuldigung: gegenwartslyrik, wissen alle, daß du über relevantes allzu relevantes schreibst, aber du bist damit weder ein trendsetter für den warholschen 5-minuten-ruhm einer slambühne noch lässt du dich stilistisch vom betriebssystem vereinnahmen – sondern bist auf eine unangenehm, mir sehr sympathische weise viel zeitgemäßer, viel kritischer, analytischer und visionärer als der konservative lyrikbetrieb es erlaubt!“

Lesen Sie das komplette Interview auf der Homepage des Preises:

www.POESIEPREIS.de (diese Domain leitet 1 Jahr lang exklusiv auf die Nahbell-Präsentation des amtierenden Preisträgers)

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