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Veröffentlicht am 10. November 2022 von lyrikzeitung
Dai Schi-ping (Tai Shih-p’ing), 12. Jahrhundert
DORF NACH DEM KRIEG Zwerg-Pfirsichbäume blühn verwaist und Blumen herrenlos; Von Raben dicht umlagert dampft das feuchte, weite Moos. Um alte Brunnen da und dort nur Mauerreste stehn . . . Hier ragten früher weit und breit Gehöfte, reich und groß.
Aus dem Chinesischen von Zoltan Franyó, aus: Lyrik des Ostens: China. München: dtv, 1962 (Original Hanser 1952), S. 140
Kategorie: China, ChinesischSchlagworte: Dai Schi-ping, Zoltan Franyó
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淮村兵後
宋
戴复古
小桃無主自開花,
菸草茫茫帶曉鴉。
幾處敗垣圍故井,
向來一一是人家。
Dai Fugu (Song-Dynastie)
DORF AM HUAI NACH DEM KRIEG
Kleiner Pfirsich blüht von selbst,
morgens Krähen, Gras raucht aus.
Ruinen um den Brunnen,
das war für Menschen Zuhaus.
Übersetzt von MW im November 2022
Es gibt offenbar zwei Versionen des Originals. Einmal mit 曉鴉, morgens Krähen, das andere mit 晚鴉, abends Krähen, oder Krähen am Abend etc.
Ich habe das Erste von Kindheit an im Ohr.
In meiner Version hat jede Zeile fünf Silben, wie auf Chinesisch. Ich mag es, wenn diese Gedichte kurz bleiben.
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Sieben Silben, sorry!
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Es hat mich nicht losgelassen: https://www.lokalkompass.de/bedburg-hau/c-kultur/ein-dorf-am-huai-fluss-im-krieg-gedicht-von-di-fg-1167-1248_a1801666
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Meine Version:
Ein Dorf am Huai-Fluß im Krieg
Der Pfirsichbaum ist herrenlos / er blüht dort von allein
Der Gräser Rauch ist ohne End / bringt Nacht und Kräh‘ herein
Gemäuer wurden ganz zerstört / rundum den alten Born
Was einst das Dorf der Sippe war / kann’s wieder Heimat sein?
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Schoen! Vielleicht Brunn statt Born?
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Muttersprachler haben das letzte Wort. Wenn „Brunn“ natürlicher klingt ist es gut. Bei „Brunn“ denke ich aber an meinen Schwiegervater der am Tisch immer Richtung Küche rief „Brunn! Salz!“. Kann der Grund sein warum ich es gemieden habe. Ich füge den Vorschlag „Brunn“ auf meine Lokalkompass-Seite hinzu.
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Vor allem ist Born heute fast nur noch „dichterische Sprache“. Passt vielleicht daher nicht zu dem eher schlichten Gedicht, wenn ich es recht verstehe. Born, ich sags ganz brutal: bei Mörike passend, und dann bei Himmler noch mal mit hohem falschem Pathos: „Lebensborn“. Mehr ist Born eigentlich nicht mehr.
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Born ist halt Quelle, nicht Brunnen, glaube ich. Die Version hier gefaellt mir am Schluss besser als die auf Ihrem Blog. Gemein? Wieso? Hm, Schwiegervater, klingt interessant. So etwas sollte man verarbeiten. 🙂
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Danke fürs Mitdenken. Als Holländer habe ich natürlich nicht das Sprachgefühl der gebildeten deutschen Muttersprachler. Aber dann und wann gelingt mir doch etwas.
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Dai Fugu (Tai Fu-ku) 1167-?
A poet of the Southern Song dynasty born in present-day Zhejiang province. Dai is said to have spent over twenty years in travelling about and visiting famous scenic spots. Although a celebrated member of the Jianghu school of poets, there are aspects of his work that went beyond its tenets. His poetry is collected in Shiping shiji [Stone screen shi] and Shipinbg ci [Stone screen ci-lyrics].
https://www.cuhk.edu.hk/rct/renditions/authors/daifg.html
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Hier ist eine Kurzbiographie auf Englisch: https://www.cuhk.edu.hk/rct/renditions/authors/daifg.html
Hier ist das Gedicht mit einer japanischen Version: https://taweb.aichi-u.ac.jp/toyohiro/dai%20fugu%20huaicunbinghou.html
Shiping 石屏 (stone screen) wird immer als Beiname erwähnt.
Hier ist ein Link zu einem Buch, das eine englische Übersetzung des Gedichtes enthält: https://brill.com/display/book/9781684170708/BP000011.xml
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Danke, das ist sehr hilfreich. Da hat sich Gundert geirrt. Werde einen Wikiartikel machen.
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Kompliment fürs schnelle finden! Ich brauchte mehr Zeit. Der Name hat natürlich nicht geholfen. Unter: https://www.arteducation.com.tw/mingju/juv_c1a790e5cd19.html findet man alles was sich keicht mit Google übersetzen lässt. „Rauch Gras“: entweder Tabaksfelder (nach einer Deutung), oder, wahrscheinlicher: Gras das raucht nach Kriegshandlungen. „Moos“ ist viel zu poetisch, klingt eher nach Wang Wei.
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reich und groß kommt nicht vor, Moos auch nicht. Letzteres kann ich mir vorstellen, vom Original her. Ersteres eher nicht. 一一 in der letzten Zeile, wörtlich eins eins, jedes der Höfe etc. 是人家,war jemandes Zuhause, eine Familie. Nicht mehr und nicht weniger.
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Dai Fugu 戴复古
(aka Dai Shiping 戴石屏, Song-Dynastie)
Ein Dorf am Huai nach dem Krieg
Zierpfirsiche blühn von selbst,
morgens Krähen, dampfend Gras.
Alter Brunnen, Mauern brach,
jedes Haus war ein Zuhaus.
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Ich habe es vermutet, konnte es aber nicht überprüfen, dass das der Autor ist. Danke.
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In Gundert, Lyrik des Ostens (1958/1962) sind Dai Fugu und Dai Shiping zwei verschiedene Autoren.
Dai Fu-gu (Tai Fu-ku) „ungef. zwischen 1195 und 1264, aus Tschekiang, lebte ganz der Dichtung, lernte bei Lu Yu, schlug Ämter aus, reiste viel, hauste bei einer Felswand, dichtete schlicht mit reinem Gefühl“. Aus: Lyrik des Ostens: China. Mit einem Nachwort von Wilhelm Gundert, München: dtv, 1962 (Original Hanser 1958), S. 156.
Dai Schï-ping (Tai Shih-ping), 12. Jahrhundert.
Vielleicht helfen Sie mir, den Eintrag in meinem Lyrikwiki zu verbessern? Ich versuche dort, die verschiedenen internationalen Schreibweisen zusammenzutragen. https://lyrikwiki.de/mediawiki/index.php/Kategorie:Chinesische_Autoren
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„Shiping“ ist die Felswand.
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淮村兵后
宋
戴复古
小桃无主自开花,
烟草茫茫带晓鸦。
几处败垣围故井,
向来一一是人家。
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