136. Nachtrag zu Qinghai

Das Qinghai-See-Festival wird seit 2009 alle zwei Jahre in der Stadt Xining oder am See ausgerichtet (die Stadt liegt 100 km östlich vom See, die Berichte scheinen nicht sehr genau). Eine Tourismus-Seite wirbt, Qinghai sei „one of the olddest birthplace for poem“.

Wikipedia weiß, daß 29 Flüsse in den See strömen (vor den 60er Jahren sogar 108). Wikipedia Deutsch erwähnt, daß 108 im Tibetischen eine heilige Zahl ist. Die englische Version spricht davon, daß hier einer der Herde der asiatischen Vogelgrippe war, die französische ergänzt die Information um ein berüchtigtes Zwangsarbeitslager und daß hier die chinesische Atombombe herkommt, plus Urananreicherung plus Atommüll. (Anscheinend sollen die Dichter helfen, das Image der Region aufzuwerten.)

Der Name des Sees ist auf Tibetisch mTsho sngon po und Mongolisch Köke Naγur, wovon der historische Name Kukunor stammt. Pierers Lexicon weiß:

Die Kukunormongolen durchstreifen meist als Nomaden ihr wildes Gebirgsland, in welchem die Quellbezirke des Hoangho u. Yantsekiang liegen.

Viel ist von der sakralen Bedeutung des Sees zu erfahren, wenig von der behaupteten poetischen. Der finnische Dichter Lauri Viita (1916 – 1965) veröffentlichte 1949 den Band „Kukunor“ (1973 und 1989 wurde er in Finnland verfilmt. Kukunor heißt dort ein Troll.). Viita ist ein wichtiger finnischer Dichter, aber ob in China bekannt? Google findet ein Buch in kyrillisch geschriebenem Mongolisch: Songs of the Kukunor Mongols / Deed Mongolyn yarüü  düün (Deed Mongolyn yarüü nairgiin deej).  Ulaanbaatar,
2006.  120 pages.  ISBN 978-99929-50-005 $25.00. Eine Teilnehmerliste des diesjährigen Festivals konnte ich aber nicht finden.

Gesponsort wird das Festival von der Regierung der Provinz Qinghai, dem Poetry Institute of China und der Chinese Minority Writers‘ Society. Der Golden Tibetan Antelope – Preis wurde 2009 zum ersten mal vergeben, Preisträger war der argentinische Dichter Juan Gelman.

Bilder einiger Teilnehmer, darunter Bei Dao mit 3 Dichtern und einer tschechischen Lyrikdebatte auf einem Stein im Qinghai-See gibt es hier

Hier eine Luftaufnahme des größten Binnen-Salzsees in China

Vgl. L&Poe 2011 Aug #77. Uninspiriert / 134. Für die „Reinheit der Poetik“

 

1 Comments on “136. Nachtrag zu Qinghai

  1. Das Festival findet (fand in diesem Jahr) zu Teilen in Xining statt, zu Teilen (in Form eines Ausflugs und der Antilope-Verleihung an Thomas Venclova) am See. Dort ist auf einer Fläche am See ein Poetry Square eingerichtet, bestehend aus einer Poetry Wall (mit Gedenksteinen für klassische internationale DichterInnen) und auf zwei Seiten eingefasst von Plastiken, die historische Großgedichte allegorisch darstellen. Untergrund: Wiese.
    Einige Fotos finden sich hier: http://www.flickr.com/photos/11097502@N08/sets/72157627482392322/

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