„Wir müssen uns ändern“

Immer mal wieder. 1948 klang das so.

Dagmar Nick 

(* 30. Mai 1926 in Breslau)

Wir sind für alles Leise taub geworden, 
für alles Zarte blind, durch so viel Tod, 
selbst vor dem Elend fühllos, so verroht
    durch maßloses Morden.

Wir hören nicht die Toten unter Stiegen 
zerfallner Häuser, wie sie warnen, drohn.
Wir wuchern mit der Welt und reden schon
    von kommenden Kriegen.

Das ist wie eine Seuche in den Ländern: 
die Ungeduld, das Neiden, Hassen, Schrein.
Wir sollten einmal nur nachdenklich sein.
    Wir müssen uns ändern.

So stand es am 25.7.1948 in der Berliner Zeitschrift Ulenspiegel. Nachgedruckt in: ULENSPIEGEL. Zeitschrift für Literatur, Kunst und Satire, 1945-1950. Ausgewählt und herausgegeben von Herbert Sandberg und Günter Kunert. Eulenspiegel Verlag (Ost-)Berlin, 1978, S. 166.

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