An Trakl

Sam Hamill

(* 9.5.1943 in Utah, USA; lebt in Port Townsend, Wash, USA)

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Hommage an Trakl 
4. An einen Frühverstorbenen


Mein dunkler Engel, mein Umnachteter,
du musst einst Kind gewesen sein,
das mit seltsamem Lächeln jene
steinernen Stufen in Mönchsberg im Herbst
herabgestiegen ist.
Könntest du hören,
was die Steine sangen, könntest du
das Fleisch riechen, das den Wald
begrünte, mit Hoffnung und Tod,
könntest du
die Klage des Rehs vernehmen? Welch purpurne Sonne
starb in den nackten Ästen der Ulme,
welche Blume wurde zu Blut,
als sie auf deiner Zunge blühte?

Die Abendglocken hatten immer dieses Blau
Du hättest sie gemocht, die Sterne, heute Abend,
allein und schweigend wärest du gewandert
unter Ulmen, die das Ufer säumen.

Deutsch von Mitch Cohen und Wolfgang Heyder, aus: Sam Hamill / David Fox: Todbringende Lust. Berlin: Corvinus Presse, 2016, S. 27 (Deutsche Volksausgabe)

Hier noch einmal der Text in anderer Formatierung, weil Verse wie in den oben stehenden Blöcken seit neuestem in manchen Mailprogrammen nicht angezeigt werden. / = Absatz, // = Leerzeile, /// = neue Seite. (Für Leser der Mail: die korrekte Formatierung siehe http://lyrikzeitung.com)

Hommage an Trakl 4. An einen Frühverstorbenen

Mein dunkler Engel, mein Umnachteter, /du musst einst Kind gewesen sein, /das mit seltsamem Lächeln jene /steinernen Stufen in Mönchsberg im Herbst /herabgestiegen ist. /Könntest du hören, /was die Steine sangen, könntest du /das Fleisch riechen, das den Wald /begrünte, mit Hoffnung und Tod, /könntest du /die Klage des Rehs vernehmen? Welch purpurne Sonne /starb in den nackten Ästen der Ulme, /welche Blume wurde zu Blut, /als sie auf deiner Zunge blühte? //Die Abendglocken hatten immer dieses Blau /wie jetzt. Immer sind die Sterne gut. /Du hättest sie gemocht, die Sterne, heute Abend, /allein und schweigend wärest du gewandert /unter Ulmen, die das Ufer säumen.

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