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Karl Wilhelm Ramler
(* 25. Februar 1725 in Kolberg; † 11. April 1798, heute vor 225 Jahren, in Berlin)
An die Könige Soll wieder eine ganze Welt vergehen? Bricht wieder eure Sündflut ein? Und sollen wieder alle Tempel und Trophäen Berühmte Trümmer sein? Und alle Künste spät aus Asch und Moder Und Totengrüften auferstehn, Und aus der Nacht des regellosen Zufalls? oder Auf ewig untergehn: Wenn nun die weise Vorwelt ausgestorben, Das unerzogne Kindeskind Ein Räuber ist, die nicht zu Räubern angeworben, Armselge Pflüger sind? – O ihr, verderblicher als der entbrannte Vesuv, als unterirdische Gewitter! ihr, des magern Hungers Bundsverwandte, Der Pest Verschworene! Die ihr den schnellen Tod in alle Meere Auf Donnergaleonen bringt Und von Lisboa bis zum kalten Oby Heere Zum Wechselmorde dingt! Und ach! mit Deutschlands Bürgern Deutschlands Bürger Zerfleischet, einen bessern Held, Der Brennen weisen König zu betrügen, Würger Der Welt und Afterwelt! Wenn eurer Mordsucht einst ein Friede wehret, Der jedem das geraubte Land Und seine bangen Festen wiedergibt, verheeret, Entvölkert, abgebrannt: Ihr Könige, wie wird es euch nicht reuen (Wo nicht die fromme Reue fleucht, Durch Wollust, falsche Weisheit, laute Schmeicheleien Des Höflings weggescheucht), Wenn eurer Mordsucht einst ein Friede wehret, Der jedem das geraubte Land Und seine bangen Festen wiedergibt, verheeret, Entvölkert, abgebrannt: Ihr Könige, wie wird es euch nicht reuen (Wo nicht die fromme Reue fleucht, Durch Wollust, falsche Weisheit, laute Schmeicheleien Des Höflings weggescheucht), Daß euer Stahl unmenschlich Millionen Urenkelsöhne niederstieß; Daß keiner, satt des Unglücks, seine Legionen Das Blutfeld räumen hieß.
Aus: Mein Gedicht ist die Welt. Deutsche Gedichte aus zwei Jahrhunderten I: 1780-1912. Hrsg. Hans Bender. Frankfurt/Main, Olten, Wien: Büchergilde Gutenberg, o.J.
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