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(* 27. Oktober 1922 in Putilla, Bukowina, Rumänien; † 12. Juli 2014 in Jerusalem)
Manfred Winkler wurde in der früher österreichischen Region geboren, als die zu Rumänien gehörte. Er ging zur Schule in der Kulturmetropole Czernowitz. 1940 wurde die Nordbukowina in der Folge des Hitler-Stalin-Pakts von der Sowjetunion besetzt. Eltern und Bruder wurden verhaftet und nach Sibirien deportiert. 1941 eroberten rumänische Truppen, die an der Seite Deutschlands gegen die Sowjetunion kämpften, das Gebiet zurück, und jetzt wurde er von den rumänischen Behörden deportiert. Nach Kriegsende fiel die Nordbukowina wieder an die Sowjetunion, und Winkler wurde nach Rumänien ausgesiedelt. 1959 konnte er nach Israel ausreisen. Außer Deutsch schrieb er auch Hebräisch.
Mein Bart hat Wurzeln geschlagen Ich hol mir die Nacht zum Spielen wie einen entschlüpften Ball, der Himmel wölbt sich uns entgegen. Von allen Wegen scharen sich Vögel dem Morgen zu. Noch ist alles unbewegt und winterklar. Ich wart auf einer Bank schon tausend Jahr, mein Bart, den ich von Propheten ererbt, hat Wurzeln geschlagen und saugt aus der Tiefe das bittere Salz.
Aus: 40 Jahre Israel : Die deutsche Sprache, deutschsprachige Literatur und Presse in Israel / Eine Anthologie hrsg. von Paul Tischler. Mit e. Einl. von Margarita Pazi und e. Geleitw. von Paul Tischler. München : Paul Tischler, 1988 (ISBN 3-924047—01-4) (= Impressum Heft 4/5, 1988) S. 25
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