Symbolpolitik

Tom de Toys, 19.3.2022 ©POEMiE™

SYMBOLPOLITIK
(POLITLYRIK IST BLUTLYRIK)

wir bekennen symbolisch fahne und stehen
symbolisch an der seite derer die unsere
hilfe benötigen wir erziehen unsere kinder
von klein auf zur symbolischen nächsten-
liebe und symbolischen anteilnahme
wir applaudieren symbolisch und feiern
symbolische kompromisse um den symbolischen
weltfrieden zu stabilisieren politiker
retten nur nachträglich statt nachhaltig
das klima für symbolpolitiker ist alles
im nachhinein wieder prima sie schwingen
symbolische reden an allen symbolischen
mehrfachgedenktagen und diplomatieren mit
diktatoren und terroristen das echte leben
wird schon seit anbeginn aller zivili-
sationen mit symbolen verseucht die das
bewusstsein hypnotisieren dazu bedarf es
noch nicht einmal neurochips denn durch
die designerbrillen der geistig blinden
erscheint die reale welt wie ein nettes
computerspiel in dem sie symbolische punkte
sammeln für das symbolische paradies ihres
symbolischen gottes der sich symbolisch
erbarmt für die symbolischen sünder
während die vögel zwitschern die sonne
scheint der blaue himmel das blaue vom
himmel verspricht und die bomben auf
blumen und ungeborene fallen aber auch
dieses symbolische slamgedicht wird im
symbolischen lauf der dinge verhallen
literatur kann die welt nur symbolisch
verändern solange despoten statt dichter
die wirklichkeit rendern durchzieht den
gesamten film ein einziger riss aus dem das
symbolische blut der dummheit quillt die
symbolischen panzer rollen überall weiter
wir informieren uns multimedial gechillt

Als Poetryclip vom Autor rezitiert: @ https://youtu.be/t1PuN4mnSNE?list=PLEqm0Ci2SxP3lH24FPNN3sCLcdaRTZt2-

DER AUTOR ÜBER SEIN WERK: Stichwort „Symbolpolitik“: In Düsseldorf, der Stadt der meisten Millionäre in Deutschland, sammelt ein bildungsbürgerlicher Benefizveranstalter aus dem Literaturbetrieb peinliche 100.000€ Spenden, um ukrainischen Flüchtlingen zu helfen, während eine einzige Armbanduhr auf der Königsallee bereits bis zu 300.000€ kosten kann. WAS IST HIER LOS? In der Rolle des politischen Dichters bin ich geschockt und angeekelt von der Dekadenz der Superreichen und meiner eigenen Ohnmacht. Wäre ich ein Nobelpreisträger, stünde mein Gedicht nun in allen Zeitungen und würde bei Anne Will, TTT oder zumindest bei ZDF ASPEKTE diskutiert, wo der Moderator 2001 mein Gedicht „ÜBERSTRÖMUNG“ zum Thema Geschlechterkampf rezitierte, weil es für den Kinofilm „Poem“ (Regie: Ralf Schmerberg) mit Smudo (Fanta4) verfilmt wurde. Aber weil das über Jahrzehnte schleichend etablierte unsichtbare Dogma der selbstgefälligen Staatskultur wie ein Virus auch die gesamte ökonomisch jammernde Lyrikszene infiltriert und in einen unpolitischen biederen Blümchen-, Bienen- und Gemüselyrikbetrieb verwandelt hat, der in seinen Magazinen nur ungefährliche Preisträger und Mitläufer publiziert, bleibt mir lediglich die Aufgabe, die Verantwortung wahrzunehmen, meine Freizeit dazu zu nutzen, Socialmedia-Produktionen bereitzustellen, um als Vertreter einer engagierten Mikroszene wenigstens dort meinen symbolischen Beitrag zu leisten, wo die intellektualen Institutionen der Demokratie noch keine Kontrolle übernehmen durften, obwohl sie es gerne täten und auch konkret versuchen, wie z.B. mit der megapeinlichen Neuerfindung des Rads, wenn ein Poesieprojekt auf Instagram behauptet, jetzt würde es dank seiner geförderten Schnösellyriker dort endlich Gedichte geben, während andere nach vielen Jahren poetischer Aktivität längst überlegen, inwiefern die dortige Webpräsenz überhaupt noch Sinn macht. Dieses Penntütenpoesie-Verhalten ist vergleichbar mit dem, was vor vielen Jahren auf mySpace geschah: das damalige Musikportal (durch das sogar Bands entdeckt und berühmt wurden) verkam zu einer mit Werbespam vermüllten Teenie-Singlebörse, alle wanderten ab zum jungen Facebook. Kein Musiker würde heutzutage auf mySpace beginnen und dann behaupten, dadurch den Pop aufs Portal gebracht zu haben. Der offiziöse deutsche Literaturbetrieb hinkt ebenso wie alle institutionellen Strukturen immer einen Schritt hinter avantgardistischen Prozessen hinterher, vereinnahmt oder kopiert deren Erfindungen dann irgendwann und behauptet, sie selber kreiert zu haben. Wird Dir beim Lesen jetzt auch schon ein bißchen übel? Willkommen in meinem Lebensgefühl als radikaler FREIGEIST UND FREISCHAFFENDER KÜNSTLER seit über 30 Jahren! Aber ich vertraue darauf, daß ich nicht alleine bin. Ich habe Seelengeschwister in der Vergangenheit und in einer besseren Zukunft. Es wird irgendwann eine neue, selbstehrliche Germanisten-Generation heranwachsen, die den historischen Deepfake der LOBBYLYRIK enttarnt und die vergessenen unbestechlichen Dichter in Erinnerung ruft. Falls ich dann noch leben sollte, BIN ICH BEREIT, denn die authentische eigene Stimme bleibt ja zum Glück bis zum Ende erhalten. Du findest mich also auch noch als 80-Jährigen auf der Bühne, falls sie nicht von der Staatskulturministerin kontrolliert wird! MEHR DAZU: @ http://www.OFFSZENE.de

Das Video zur metapoetologischen Position: „OHNMACHT+DEKADENZ: Die Gleichzeitigkeit der globalen Zustände am Beispiel der Ukraine in :Düsseldoof“ @ https://youtu.be/ZV90vacZpig

Bereits im Jahre 2000 erklärte der Autor im Radio:

„Es hat sich dahin entwickelt, daß die Ansprüche an die Texte immer niedriger wurden und das Sich-in-Szene-setzen (-das im negativen Sinne ‚Eventhafte‘-) in den Vordergrund gerückt ist. Auf einmal kriegt Jeder die Möglichkeit, auf einer Bühne mal für fünf Minuten der Held zu sein, fünf Minuten der Star zu sein. Und um der Star zu sein, nimmt man jeden Trend in Kauf. Und die Sprache ist Medienrummel, die Sprache ist Spektakel – nicht mehr lyrische Inspiration.“ WortSpiel-Interview mit DeutschlandRadio Kultur: „WENN LITERATUR ZUM EVENT WIRD“ (14.3.2000)

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