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Veröffentlicht am 24. Mai 2022 von lyrikzeitung
Annemarie Bostroem wurde heute vor 100 Jahren geboren. Ihr Gedichtband „Terzinen des Herzens“ gefiel den Ideologen in der Ostzone und der späteren DDR nicht, wohl aber den Lesern (sensationelle 100.000 verkaufte Exemplare). Sie hat (mit Hilfe von Interlinearversionen) aus vielen Sprachen, darunter Russisch, Polnisch, Tschechisch, Serbokroatisch, Englisch, Armenisch und Hindi, übersetzt – insgesamt 100.000 Zeilen, lese ich. Hier zum Fest ein Gedicht aus den „Terzinen des Herzens“.
Annemarie Bostroem
(* 24. Mai 1922 in Leipzig; † 9. September 2015 in Berlin)
O dass es Augen wie die Deinen gibt und Hände, die so viel zu schenken wissen! Mir ist, als hätte ich noch nie geliebt, als öffnete sich unter Deinen Küssen die Aussicht in ein nie geschautes Land. Ich musste Dich ein Leben lang vermissen und weiß es nicht mehr, was ich je empfand für andere, und wie ich lachen konnte und weinen, Liebster, eh ich Dich gekannt, bevor ich mich in Deinem Feuer sonnte und sich der Strahl in meine Seele stahl, der ihren Grund bis heute noch verschonte … Mir ist, als liebte ich zum ersten Mal.
Neuausgabe Boppard : Edition Razamba, 2015 / Boppard : Verl. Razamba Ebbertz, 2012 (mit Nachwort von Nora Gomringer)
Kategorie: Deutsch, DeutschlandSchlagworte: Annemarie Bostroem
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