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Veröffentlicht am 19. Dezember 2021 von lyrikzeitung
Wem ist bewusst, dass in der berühmten Anthologie „Menschheitsdämmerung“ neben Benn, Stramm und Trakl auch Gedichte auf Rosa Luxemburg und Karl Liebknecht stehen? Letzteres von Rudolf Leonhard. Er war Kriegsfreiwilliger, Pazifist, Expressionist, Kommunist, er lebte zuletzt in der DDR, wo er 1953 starb. In einer neueren Biographie schreibt jemand, seine Gedichte seien mehr von zeitgeschichtlichem als literarischem Interesse, na und? Wer sucht, findet Gedichte als Gedichte, sone und solche. Ich habe ein satirisches herausgesucht, das 1944 illegal in Marseille gedruckt wurde, 1947 zusammen mit neueren unter dem Titel „Deutsche Gedichte“, was sie auch sind, Gedichte in deutscher Sprache, die um Deutschland bangen, über Deutschland und zu den Deutschen reden. „Deutschland ist nur noch 100 Kilometer breit“ beginnt eins von Anfang 1945, ein anderes etwas später aus dem selben Jahr endet so: „Alle Völker haben sich selbst befreit, nur Deutschland nicht.“ Jetzt aber Doktor Goebbels.
Rudolf Leonhard
(* 27. Oktober 1889 in Lissa; † 19. Dezember 1953 in Ost-Berlin)
SEINE SORGEN Mit der düsteren Tragik Hebbels und auch wie mit Bauchbeschwerden sitzt im Reiche Doktor Goebbels schief gewickelt, blinzt und sinnt: was soll nur aus England werden, wenn es diesen Krieg gewinnt???
Aus: Rudolf Leonhard: Deutsche Gedichte. Berlin: Dietz Verlag, 1947, S. 18
Kategorie: Deutsch, DeutschlandSchlagworte: Rudolf Leonhard
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