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Sofija Parnok
(София Яковлевна Парнок, * 30. Juli jul. / 11. August 1885 greg. in Taganrog; † 26. August 1933 in Karinskoje, Oblast Moskau)
Sofija Parnok
Sonett
Uns fiel nicht auf, wie wundersam die Dunkelheit sich neigte
Und wie die Mullgardinen sich verfärbten – blau,
Der Teppich und die Sessel wurden tiefer, weicher,
Und du wardst nicht-du, ich war nicht-ich – eine Frau.
Ein Fremder ließ die Hand an jene Stelle gleiten.
Wo einstmals deine Hand geruht hat im Vertraun,
Und plötzlich wurde klar, die Liebe bringt nur Leiden,
Zwar blüht sie noch, im Innern ist sie längst schon faul.
Auch draußen ist bereits verglüht des Tages Gleißen,
Und deine Stimme dringt zu mir befremdlich rauh,
Uns beiden helfen solche Worte nicht mehr weiter.
Bist aufgestanden, greifst noch nach dem Schal am Boden,
Bei deinem Abgang rauscht die schwere Seidenrobe,
Mit einem knappen Nicken gehst du aus dem Haus.
1913
Deutsch von Felix Philipp Ingold, aus: „Als Gruß zu lesen“. Russische Lyrik von 2000 bis 1800. Zürich: Dörlemann, 2012, S. 241
София Парнок
Сонет
Мы не приметили, как сумрак начудесил, –
Поголубела вдруг на окнах кисея,
И глубже стал ковер, и мягче выгиб кресел,
И стала ты – не ты, и стала я – не я.
И кто-то весь чужой тоскливо руку свесил
Там, где покоилась дотоль рука твоя,
И вдругъ открылось нам, что наш союз невесел.
Что расцветает он, безсилие тая.
Уже за окнами дневные стихли всплески.
Когда проговорил твой голос чуждо-резкйи
Чужие нам двоим, ненужные слова.
Когда ты, подобрав концы упавшей шали,
Привстала, и шелка прощально зашуршали, –
Когда ты, уходя, кивнула мне едва.
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