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Am 10. August 1638 (nach gregorianischem Kalender) starb die Dichterin Sibylla Schwarz mit 17 Jahren in Greifswald. Zum Anlass heute ein Gedicht aus der Anthologie … und bey den Liechten Sternen stehen. Gedichte zu Sibylla Schwarz‘ 400. Geburtstag. Hrsg. Berit Glanz und Dirk Uwe Hansen. Leipzig: Reinecke & Voß, 1921 (S. 110)
Monika Vasik
Der edlen Lust der Poesey verbunden
Fingerwund nicht bloß vom Ordern Dienen
mit höchster gehorsamer Liebe verpflichtet
auf ihren Schultern die Haushaltsführung schwer
aber im Zwischendrin auch nachts beim Flackern
des Kerzenscheins haucht nicht verschämt sie nur
ein paarklein Sätzchen ins Dunkel des Kämmerleins
oder schweigt tugendsam wie es den Frawen ziemt
will immer auch bey meinen Worten bleiben
sie tichtet schreibet ein „Wunder ihrer Zeit“
Erfahrungen mit meiner Feder edles Safft
in Jamben Trochäen Alexandrinern aufs Papier
lässt formvollendete Galaxien aus eignen Reimen
trotz Elends des dreißigjährgen Kriegs frei sicht
bar in die Welt hinaus biß in die Wolcken ziehn
es hat die Mißgunst tausendt Zungen dass Frauen
sprechen zwar nicht minder klug doch minder
nuhr bekandt ist ein Affront ihr Ich in Versen
das nie begehrt durch dis berühmt zu werden
weiß niedrig sich kennt seine Grenzen auch genau
dass alles was je von ihr geschrieben wird kein ver
falschter Freund belieben erfährt den Neidt kennt
ja dies Leumbden Wut zwanghaften Hohn den Spott
der Männerzungen runzelt weil balt das Läsen
von Weibersonetten gewaltig unruh schafft
doch werd ich dennoch nicht erschreckt bekennt sie
frohlockt daß selbst die Musen Mägde sein ihr
zürnten sehr ließ ich die werthe Leyer hinden
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