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Veröffentlicht am 17. Oktober 2020 von lyrikzeitung
Ernst Blass
(* 17. Oktober 1890 in Berlin; † 23. Januar 1939 ebd.)
AN GLADYS
O du, mein holder Abendstern …
Richard Wagner
So seltsam bin ich, der die Nacht durchgeht,
Den schwarzen Hut auf meinem Dichterhaupt.
Die Straßen komme ich entlang geweht.
Mit weichem Glücke bin ich ganz belaubt.
Es ist halb eins, das ist ja noch nicht spät …
Laternen schlummern süß und schneestaubt.
Ach, wenn jetzt nur kein Weib an mich gerät
Mit Worten, schnöde, roh und unerlaubt!
Die Straßen komme ich entlang geweht,
Die Lichter scheinen sanft aus mir zu saugen,
Was mich vorhin noch von den Menschen trennte;
So seltsam bin ich, der die Nacht durchgeht …
Freundin, wenn ich jetzt dir begegnen könnte,
Ich bin so sanft, mit meinen blauen Augen.
Aus: Ernst Blass, Die Straßen komme ich entlang geweht. Sämtliche Gedichte. Hrsg. Thomas B. Schumann. München, Wien: Hanser, 1980, S. 13
Kategorie: Deutsch, DeutschlandSchlagworte: Ernst Blass
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Hallo Michael, das war damals eines der Lieblingsgedichte meines ersten Freundes. Es ist aber auch rasant gedichtet für diese Zeit. Bis bald Angelika
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