Das Archiv der Lyriknachrichten | Seit 2001 im Netz | News that stays news
Veröffentlicht am 21. März 2020 von lyrikzeitung
Robert Jentzsch
(* 4. November 1890 in Königsberg; † 21. März 1918 in der Schlacht von Cambrai)
An Jacob van Hoddis
Wir lügen Spiel von wortgeblümtem Fühlen.
Und Liebe. Mit kaum wahrgenommnem Beben.
Und wenn die Abendgärten sich beleben,
Wandern wir auch, ein zärtlich Paar, im Kühlen.
Wenn wir zu den verborgnen Lieblings-Plätzen,
Moosbänken, tief im Walde, heimlich wandern,
So glauben wir – wie stolz auf solche Schätze –
Zwar kaum uns selbst, doch beinah schon dem andern.
Wenn sich bei Tisch Hand oder Kniee treffen.
Werden wir rot, wie wirklich im Verlieben.
Doch keines merkt, daß wir einander äffen,
Daß diese zwei sich nur im Schauspiel üben.
Denn wohl ist uns doch einzig im Café,
Wenn wir bei Vermouth, Mocca und den frischen
Pariser Waffeln in der Ecke sitzend,
Die Schweinchen-Verse des van Hoddis lesen.
Aus: Robert Jentzsch. Versensporn 29. Jena: Edition Poesie schmeckt gut, 2017, S. 14
Kategorie: Deutsch, DeutschlandSchlagworte: Jakob van Hoddis, Robert Jentzsch
Kann zu diesem Blog derzeit keine Informationen laden.
Neueste Kommentare