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Daniel Waruzhan
(* 20. April 1884 Brgnik, Westarmenien; in der Nacht vom 23. zum 24. April 1915 in Konstantinopel, dem heutigen Istanbul, verhaftet, am 26. August auf dem Weg in die „Verbannung“ in einer Schlucht bei der Stadt Çankırı ermordet)
Der Acker
Ich wünschte, dass Frieden wäre
Auf der östlichen Seite der Welt …
Nicht das Blut, sondern Schweiß sollte fließen
In der breiten Ader der Furche
Und wenn die Stimmen der Dörfer erklängen,
Sollte es hymnisch nur sein.
Ich wünschte, dass Fruchtbarkeit wäre
Auf der westlichen Seite der Welt …
Von jedem Sterne — Wellen ausstrahlten
Und sich Gold aus all dem Weizen ergösse.
Und wenn die Schafe auf dem Berge weideten,
Sollten da Gras und Blumen sein.
Ich wünschte, dass alles im Überfluss wäre
Auf der nördlichen Seite der Welt …
In dem goldnen Weizenmeer
Sollte für immer die Sense schwimmen.
Und wenn die Tore des Weizenspeichers sich öffneten,
Sollte es eine Freude sein.
Ich wünschte, dass Fruchtbarkeit wäre
Auf der südlichen Seite der Welt …
Der Honig im Bienenstock erblühte,
Der Wein in den Gläsern überflösse.
Und wenn die Bräute gute Brote backten,
Wäre dies wie ein Liebesgesang.
Deutsch von Thomas Rackwitz
Aus: Eine Handvoll Asche. Texte armenischer Autoren, Opfer des Genozids 1915. Oschersleben: dr. ziethen, 2015, S. 21
Guter Anlass. Gut, dass an den Völkermord erinnert wird. Aber das Gedicht ist zu süß. Vielleicht liegts an der Übersetzung. Oder auch an der Übersetzung der Vorlage.
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