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Zu dem Leser dieser nachfolgenden Büchlein Ulrich von Hutten Die Wahrheit ist von neuem geborn, Und hat der Betrug sein Schein verlorn, Des sey Gott jeder Lob und Ehr, Und acht nicht fürder Lügen mehr Ja, sag ich, Wahrheit was verdruckt, (a) Ist wieder nun hervor geruckt. Deß sollt man billig genießen Lohn, Die darzu haben Arbeit gethon. Dann vielen es zu Nutz erschleußt, Wiewohl es manchen auch verdreußt, Die faulen Pfaffen lobens nit, Darum ich jeden Frommen bitt, Daß er gemeinen Nutz bedenk, Und kehr sich nicht an lose Schwänk, Es ist doch je ein Papst nicht Gott, Denn auch ihm ist gewiß der Tod, Ach, fromme Deutschen, halt ein Rath, Das nun so weit gegangen hat, Daß's nicht geh wieder hinter sich, Mit Treuen hab's gefordert ich Und b'gehr des anders keinen Genieß, Dann wo mir geschäh deshalb Verdrieß. Daß man mit Hilf mich nicht verlaß, So will ich auch geloben das. Von Wahrheit ich will nimmer lan, (b) Das soll mir bitten ab kein Mann; Auch schafft zu stillen mich kein Wehr, Kein Bann, kein Acht, wie fast und sehr (c) Man mich darmit zu schrecken meint, Wiewohl mein fromme Mutter weint, Als ich die Sach hätt g'fangen an, Gott wöll sie trösten, es muss gahn, (d) Und sollt es brechen auch vor'm End, Will's Gott, so mag's nicht werden gewend, (e) Darum will brauchen Füß und Händ. (f) Ich hab's gewagt.
(a) war unterdrückt
(b) lassen
(c) die Reichs-Acht (Ächtung) durch den Kaiser; fast: fest
(d) gehen
(e) abgewendet, verhindert, unterdrückt
(f) will ich gebrauchen
Aus: Gespräch-Büchlein Herrn Ulrichs von Hutten (1521), in: Gedichte von Ulrich von Hutten und einigen seiner Zeitgenossen, hrsg. von Aloys Schreiber. Heidelberg: C.F. Winter, 1824, S. 4f
(* 21. April 1488 auf Burg Steckelberg in Schlüchtern; † 29. August 1523 auf der Ufenau im Zürichsee)
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