Schulprojekte zu Sibylla Schwarz

(…) Dass eine Frau zur Feder griff und Gedichte schrieb, war damals ungewöhnlich. Sibylla Schwarz wollte jedoch gegen alle Widerstände gehört werden, das zeigt sie in diesen Versen unmissverständlich an. Und so gibt dieser Band dem Leser einen Einblick in die Vielfalt und die Eigenart ihrer Dichtung, ja, er gibt dieser jungen Barockdichterin sprichwörtlich wieder eine Stimme. Eine Fundgrube für jeden, welcher bekannte Wege der Auseinandersetzung mit der Barockzeit verlassen und sich eingehender mit dieser „alten“, aber manchmal doch so aktuellen Literatur befassen möchte!

Dieses Lesebuch bietet aber noch mehr, und auch das ist bemerkenswert Es enthält nämlich eine Reihe von Anknüpfungspunkten für Schulprojekte, sich genauer mit Sibylla Schwarz und der Barockzeit zu befassen. Reizvoll ist das gerade für Schülerinnen und Schüler der gymnasialen Oberstufe, die eine Facharbeit schreiben wollen oder einen Projektkurs besuchen, wie er in vielen Bundesländern angeboten wird. Denn sie können sich vor dem Hintergrund dieser Textsammlung intensiv mit einer Dichterin auseinandersetzen, die genauso alt ist wie sie und über die man noch nicht so viel weiß. Wenn das kein Ansporn ist! Die folgenden Themenfelder dürften sich bei genauerer Betrachtung dabei besonders lohnen:

  1. Leben, leben lassen oder auch nicht. Greifswald im 30jährigen Krieg
  2. In Zeiten der Krise: Familienleben im Barockzeitalter zwischen Anspruch und Wirklichkeit
  3. Kein feste Burg: (Religiöse) Wahrheiten im Widerstreit
  4. Philosophische Implikationen konkret: Descartes` Diktum “Ich denke, also bin ich“
  5. Weiblicher Gestaltungswillen zwischen den Normen, Mustern und Rollenkonzepten der Barockzeit
  6. Literarisch gespiegelt: eine 17jährige auf dem Weg zu sich selbst
  7. Damals und heute: poetisches Schreiben zwischen den Stühlen

Interessant sind diese Themenfelder für Jugendliche, wenn sie ein Stück weit in die Regionalforschung eintauchen und dann Vergleiche mit ihrer eigenen Situation heute anstellen können. Wenn also, kurz gesagt, das Damals in ihrem Jetzt ein Gegenüber findet. Wenn sie da Gemeinsamkeiten und Unterschiede erkennen und ergründen können. Denn dann lernen sie, ob und inwieweit das Vergangene ihnen noch etwas zu sagen hat und inwiefern sie darüber hinausgehen müssen. Das ist gerade für junge Menschen und ihren Werdegang sehr wichtig.

Natürlich kann das hier nur angerissen werden. Es sollte jedoch deutlich sein, wie gut im Anschluss an die Lektüre dieses Lesebuchs hier ein kompetenzorientiertes Arbeiten möglich ist, das ja in den Kernlehrplänen der Republik landauf landab gefordert wird. Getoppt wird das sicherlich noch dadurch, dass die Schülerinnen und Schüler in der Auseinandersetzung mit Sibylla Schwarz und ihrem Werdegang sowieso ihre eigene psychosoziale Entwicklung spiegeln können. Ein spannender Prozess, der ein anderes, ja, besseres Lernen bietet! Eines, das anzeigt, was Schule tatsächlich leisten kann, wenn sie denn will! Ein interessantes Lesebuch, das für das Verständnis unserer Vergangenheit und unserer Gegenwart sehr konkret Entdeckerqualitäten entwickelt. Und eines, dem viele Leser zu wünschen sind!

/ Artur Nickel, Alliteratus

Sibylla Schwarz: Ist Lieben Lust, wer bringt dann das Beschwer? Reinecke & Voß 2016 • 60 Seiten • 9,00 • 978-3-942901-21-5

Thema Schule in L&Poe

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