96. durchsichtig

Gedichte sollen undurchsichtig sein, sollen eine verdichtete, hermetische Qualität haben. Wulf Kirsten pfeift auf gedichtete Gedichte. Sein Gedicht ist durchsichtig bis zur Offensichtlichkeit. Die Namen, einzig sie mit großen Buchstaben geschrieben: Brod, Kafka, Goethe, Gretchen, Kafka, Erfurter, diese Namen lassen auf den ersten Blick durchscheinen, worum es hier geht: um eine kulturgeschichtliche Episode in Weimar, ungenannt bleibend, aber ersichtlich der Ort des Geschehens.

Tatsächlich kam Kafka als Pilger, seinen Freund Max Brod im Gepäck, 1912 hierher, mietete sich in der Geleitstraße günstig ein, besuchte das Haus am Frauenplan und verliebte sich Hals über Kopf in ein Mädchen, die Tochter des Hausmeisters vom Goethehaus, ein Mädchen, das, um das unglückliche Ende gleich anzudeuten, auf den Namen Gretchen hörte. / Hellmut Seemann über das Gedicht „durchsichtig“ von Wulf Kirsten, Thüringer Allgemeine

4 Comments on “96. durchsichtig

  1. Mal eine Frage: Könntet Ihr nicht ab und an die Gedichte von den entsprechend vorgestellten Leuten gleich mit posten? Oder einen Link dazu? (Ich meine natürlich nicht zwanzig Gedichte eines neuen Lyrikbandes, aber vielleicht mal eins?) Ich habe übrigens das Gedicht von Herrn Kirsten nicht finden können.

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