84. Eingesandt

hallo,

ich bin ein 18-jähriger dichter aus braunschweig, bisher in zeitschriften veröffentlicht und im internet, z.b. bei fixpoetry als autor. autorenfreundschaften mit jan volker röhnert und michael zoch, interviews mit jan kuhlbrodt bspw.
junge, wilde lyrik: eine andere richtung
es würde mich sehr ehren teilhaben zu dürfen an diesem einzigartigen archiv.
und das ist keine schleimerei: ich versuche eine brücke zu schlagen
zwischen underground (street) poetry und den akademischen, konfirmen dichtern
(die bald ersticken an tradition). es ist mein dringendes bedürfnis
die literaturwelt dynamischer zu machen, offener für junge identitätssuchende.
ich fresse ginsberg förmlich. man darf diesen kämpfer, diesen alleinigen reiter des echten gedichts
nicht vergessen bei der suche nach einem anderen weg, eine neue generation: junge, rauherzig fühlende, die am existenzlimit kratzen. man kann die ruhe die beengende konfirmität der akademien nicht verkennen. wer liest sowas? ich höre bob dylan und reiße die augen weit auf wenn ich bade in der schwarzen milch aus den tiefsten seiner seele in meine leere badewanne gegossen mit surrealistischer hintergrundmusik. das ist echte literatur, das sollte wieder gewürdigt werden, das sollte einen platz bekommen, nicht im rap, aber der rhythmus könnte annektiert werden für das schnelle gedicht: wir brauchen gedichte die aufwecken, wachrütteln, wo sind die bewegungen, wie in der 68ern? wo sind die poetry readings? der beat? verankert in den ozeanen der millionen menschen die sich ein beispiel nahmen. das gedicht heilt nicht mehr aber das gedicht schießt auch nicht mehr. das gedicht traut sich nicht. und das ist noch ziemlich banal ausgedrückt. warum wird das junge verkannt? es beginnt eine zeitliche wende. wir müssen zuhören. oder wie bob dylan sagte: „i heard some people whisper and nobody listening“ man kann dieses zitat eigentlich garnicht verwenden, weil es ein anderes lebensgefühl war als heute, aber ein streben nach geistiger ausweitung ist da, sie strahlen versteckt und schwarzen dächern bei regen um stunden zu reden über gedichte von ginsberg, nicolas born, brinkmann, romanciers wie burroughs oder kerouac, wo ist der deutsche pablo neruda der neuen generation, der volksheld, der gelesene und damit gott? fiktion? nein, das ist die realität: neuere deutsche literatur finden ihre leserkreise doch nur unter akademikerkollegen oder hin und wieder einer begeisterten studentin, die sozial ziemlich abgegrenzt lebt und da ihre gedichte schreibt. sie schreibt sie ja, weil….ähm….ja, warum schreibt sie überhaupt gedichte? nora bossong? nur ein beispiel unter so vielen. diese haufen
„meine eigenen gedichtbände werden verkauft, weil ich alles in einen engen raum stelle, ALLES SIEHT SO KONSTRUIERT AUS: was für ein schwachsinn ist das eigentlich? muss man studieren um gedichte zu schreiben? muss man professor (unrat) sein? hornbrille und am bier nippeln: zwei typische kennzeichen eines heutigen poeten (warum nimmt dieses wort, warum?) alles ist so schön geordnet und liegt so klar auf der hand eines unbekannten gottes, man. muss das alles so sein? ergreift mal wieder initiative. das urvermögen des menschen
ein dichter zu sein auf die köpfe zu verteilen. wir können dieses schwarze klavier nicht länger vor uns herhieven. es wird einfach nicht egspielt, die instrumente nennen wir leonce und lena, das beschmutzte andenken an die große ingeborg bachmann, den wechselhaften georg büchnerpreis und zahllose förderungen und stipendien in einer villa in italien, massimo. poetry slams sind der verrat an die ehrliche zeile. warum tut man sich das an? ich kann es nicht verstehen: ich kann nichtmal mehr ein gedicht im regen unter der brücke lesen nur ich und die unendliche weite dieser wörter. „there must be someway out of here“
aber das folgende gedicht ist eigentlich alles was es dazu sagen gibt:
auferstehung –
FICK DICH –
liebes –
und identität-
suchendes gedicht

mutter arbeitslos
vater arbeitslos
ich will dichter werden
und ziehe mir
diesen traum mit einer nadel
tausendmal unter die haut
wenn ich in der kalten badewanne sitze
und aus dem schwarzen nebel
über meinem kopf ein zwei barsche fange
wie verse die ich mir durch die nase ziehe
wie amphetamine
warum kämpft keiner mehr
fürs unsterbliche gedicht
und warum rennt keiner weg vom zentrum
der stadt
die seit jahren versunken ist
in unseren tauchanzügen
aalglatt durchs meer
vorbei an buckelwalen die vor
50 jahren mal ein kind verschluckt habe
auf hoher see
auf der flucht
auf dem floß
weg von insel
weg vor der nacht in der meine augen
zerfließen und ich will nicht mehr sehen
wie ihr damit eure wörter einschmiert
mit dieser imaginären wildheit
diesem einzigen ursprung
für den ihr einen gott erschaft
der euch streuchelt
einen den ihr ins schaufenster
stellen könnt
ein sexualobjekt
mann und frau sind nicht mehr mann
und frau: sie wollen so vielen:
bleigießen nicht
mimik
helle konturen
randvolle endlose kopfbecken
in denen krokodile schwimmen
ich glaube dir nicht
wenn du sagst das die nacht
ausschwingt wie ein schaukelpferd
warum mästest du hasen
überlässt uns ihr leben
wie eine handvoll sand in
den kleinen fingern
wirfst du mir diesen sand
der vergangenheit zuerst in die augen
oder muss ich zuerst werfen?
mal fragezeichen, mal nicht
es gibt keine struktur mehr
wir vermissen die architekten von
wohnungen in der sonne
des gefühls: wir vermissen das
„ich-bin-eine-guillotine-gedicht“
und die schaulustigen
die nur blut sehen wollen, wo sind sie
wo ist eros?
die nackte frau
der sie keine flügel schenkten
die richter der einsamkeit
der verlorenen labyrinthe
des aufgegebenen ichs
der fallenden engel
die sich fotografieren lassen
weil ihre heiligkeit
strahlen muss
wie ein atomkraftwerk
wo sind die natürlichen quellen?
die absoluten metaphern?
aus denen wir flüssiges gold schöpfen
um die ameisen zu übergießen
die aus deinem mund laufen
wie gerne hätte ich drei tage durchgefickt
und danachd as gedicht meiens lebens
geschrieben
es ging nicht
wie gerne hätte ich ein gedicht gefressen
nachdem ich mich zum wolf verwandelte
nachdem mich ein schamane zum wolf
verwandelte. dieses gedicht lag zu lange
in der sonne, verdorrte wie eine tote
krähe auf dem waldboden
im sommer warst du medusa und hast
mich versteinert und deine verfickte
möse in meinem gesicht gerieben
wo bleibt der dreck? wo ist die straße?
wer hat sie abgerissen und aus den trümmer
– steinen ein gefängnis gebaut
wie für bukowskiduplikate
es ist so still geworden in mir
keine engel die mir den regenbogen
aus dem schädel essen
es ist sonntag
17 uhr im sommer
die chancen stehen schlecht
wenn man ehrlich sein will
auf der fensterbank steht ein kaktus
auf dem bett das neue bob dylan album
es muss hart sein nicht mehr weiter
zu kommen in der wüste
kein brennender dornbusch
keiner der tamburin spielt
oder in seiner richtigen zeit geboren
wurde. in seinem richtigen körper
der mann kommt nach 5 minuten
und es ist aus
keine echte leidenschaft
erst recht nicht im gedicht?
wenn nicht da, wo dann?
der mann schlägt die frau
die frau fickt den mann in seinen arsch
meinen besten freund
in den arsch
wir den lila angemalten stein
geschluckt und sind fast ertickt
im dschungel
vor der tür
ich wollte schreiben
und lieben
schreiben lieben schreiben lieben
schreiben lieben schreiben lieben
ind er gedichtrakete zum mond
den mann im mond erstechen
den clown
lügner
neuen jokermann
mit meinem seziermesser
von den traumoperationen
meine erinenrung wird abgedichtet
die auspuffe verstopft
mit diesen herzen, nieren, kindergehirnen.
die du so gerne in deinen händen massierst
mich küsst
wer hat das liebesgedicht getötet?
lebt es noch?
vercshlossen in einer irrenanstalt?
ein flugunfähiger raabe
in der stadt
der über scherben hüpft?
warum fragt ihr immer
wo die gummijacke ist? wo ist das
geheimnis und wenn keins da ist
müsst ihr eben eins erfinden, das kotzt
so an. das ist absurd von vorne bis
hinten und hoffentlich einmal in den arsch
gefickt wie mein freund der mir mal
so viel bedeutet hat. entwürdigung ist
falsch. aber man muss eine seite wählen
wer wird von wem entwürdigt?
darf meine sprache nicht vergewaltigt
werden? zerstochen von hinten
oder wie cäser von allen seiten?
der kampf der literatur
ist a) völlige übertreibung, b) wahrheit
c) ein buch von gott oder d)ein film
aus dem jahr 2033 in dem sie das gedicht
neu erfinden sich ihm unterwefen
und große pyramiden bauen
für die pharaonen
alles kehrt zurück und ihr wollt
eine heimat unter olivenbäumen
finden in der villa massimo?
es ist absurd: „there must be
some way out of here“
wer ist joker?
wer ist dieb?
wer überträgt die gerichtbarkeit
vom dschungel
djihad
angst
vor der bombe
des wahninss
des heiligen chaos
wer überträgt diese gesetze
in die gehirne
der neuen menschen
die in laboren entstanden
weil die menschen nicht länger
sex haben werden mit menschen
nein, mit maschinen
und liebe ist der mythos des menschen
wenn sich außerirdische
in millionen jahren über die beachtlich
kurze regentschaftd es menschlichen
geistes unterhalten. aber man spürt es,
man spürt es! jedes kind fragt sich ob
seine eltern einen lieben und was ist
liebe? vergessen, o alleinige erleuchtung
wie brauchen wieder das echte o vor den
angehimmelten zentren der magie, wörtern.
wir scheitern an der definition
schnee fällt
drinnen ist es warm
wir küssen und ficken
tagelang
und rauchen pott und vergessen
die freiheit zu vergessen
wo ist das puppenspielhaus
im kinderzimmer meiner schwester, oh
sister! warum musstest du so früh
sterben? und ich weiß nicht
wer die blumen gepflanzt hat
die ich vor dein grab lege
und warum ich ihnen dafür
meine seele gab
heimlich
habe ich mir die zunge
vorher eingesteckt
und lasse mir
von gedichtschirurgen
einen neuen kopf
mit meiner alten zunge machen
alle studieren gedichtschirurgie
und keiner ist ehrlich
alles ist falsch
ich spüre das wenn ich dich küsse
im heißen sommer
auf dem asfalt
kralltest du dich in meinen rücken
wie ein tiger
den wahrsager aus ihrem käfig ließen
den sie gezüchtet haben
wie ich meinerseits gedichte, gefühle
wo ist das gefährliche gedicht
das genickbruchgedicht
das gedicht
aus amerika
das gedicht der hippies?
das gedicht um das sie tanzen
wie schwarze ureinwohner
nackt und flüssig
unter der sonne
die du an den himmel gehängt hast
wie eine frucht
die langsam ausgelutscht wird
von den lippen der nacht
ein exorzismus den nicht viele durch-
halten: wo ist der rap im gedicht
und wo ist das gedicht im rap?
keiner stellt die richtigen fragen
alle glaubenalle antworten zu haben
ohne zu wissen das sie mit einem
unsichtbaren spiegel durch die welt rennen
wie verrückt alle perücken kaufen
jedes makeup und alle schwarzen schuhe
weil sie hoffe dass märchen sich wieder-
holen wo ist diese magie im gedicht?
aber wo ist das rockaufschlagen
und eindringen gedicht und wo sind die
jungen menschen mit irhen glühenden ideen?
„where are you tonight allen ginsberg,
bob dylan, michael zoch?“
wo bleibt der dichter der heult
wenn er ein gedicht schreibt
der weint und der heult wie ein wolf
es ist (alles) dasselbe
mit welchem angelhaken
sollen wir die großen dichter
die an sich selbst scheiterten
bevor sie geboren wurden
aus ihrer versenkung holen
ein bild von ihnen malen um es anders
zu machen beim nächsten mal
bei der nächsten wiedergeburt
aber das ist nciht rational genug, nein
oder? FRAGEN STELLEN VERBOTEN!
oder? KEINE GETRÄNKE MITNEHMEN INS
GEDICHTKINO, KEINE BEGLEITUNG da muss man
allein rein und allein raus um nicht
allein zu sein. oder? ich kümmere mich
nicht um gesetze ich bin ein gesetz
ich akzeptiere keine gedichte die keine
echten menschen mit echten gefühlen
und klaren gefühlen erreichen ich bin
ein solches gedicht
sagst du
was ich dazu denke steht in der bild
aber weil opa sie liest ist opa weise
und deshalb muss man opa zuhören nicht
weil er der judasfamilie alles
bezahlt
die bezahlte kindheit ist das motto
der partei „jahrgang 1995“
bezahltes ponyreiten am strand
bezahlte klassenfahrt
und auch bezahlte demütigung
in der mimiklosen gesichtern
von denen man später lernt wie man
lebt
wie man klaut und drogen nimmt
wieder dieser tote sommer
in dem ich eigentlich garkein gedicht
schreiben will
das in der badewanne liegt
wie ein abgetrennter hühnerkopf
ich gab ihm einen namen
ich habe es gepflegt
aber als du es erwürgt hast
mit deinem dicken tau
aus dem schuppen der träume
du hast es erwürgt
und ich habe dich dafür gehasst
später fand ich heraus
das du einen namen hattest
irgendwer hat auch dir deinen namen
gegeben. ich lecke dich
ich ficke dich ich lebe
ich vermisse die telefonate
mit gott
die schachspiele mit satan
die beide in meinen gedanken
geboren wurden
und in gedichten sterben
meistens an altzheimer
wenn sie in den spiegel
geguckt haben
ich weiß nciht mehr weiter
und wär auch gesprungen
aber ich kämpfe
wie ein ritter
mit dem schwert aus dem stein
der seele
ginsbergs seele
dylans seele
zochs seele
große namen im lostopf
zur götterwahl
die alle wieder vergessen
nach jahren
des ncithberührens
des nichtlesens
des nichtwollens
und vorallem des nichthabens
schneller und immer schneller
auf den berg bevor das tal brennt
was ist mit dem goldenen lamm
und was ist mit dir, tote schwester?
liegst du friedlich im tal
über dir die wärme der zerstörung????
wir schaffen werkzeuge
die jedes feuer überdauern
pinsel und farbe sterben
schreibmaschine
und liebe stirbt
ich sterbe
aber vorher kämpfe ich
fürs gedicht
für dich
den himmel
den gott
den es nie geb in mir
der da oben sitzt
und mir zuhört
wenn diese heiligen wörter sage
LIES DAS NICHT! das hat ein anderer
geschrieben, HAU AB SONST SETZT ES WAS!
papa hat mich nur einmal geschlagen
ruft das gedicht
wenn ich tief hineingucke
entdecke ich das lang verloren
geglaubte spiegelbild wieder: das bin ich
ich im gedicht
da lebe ich nicht lange
ich sterbe
ich sterbe
ich sterbe
ich sterbe im kampf
gedicht gegen mich
gedicht gegen dich
gedicht gegen gott
gedicht gegen den tod
gedicht gegend as leben:
ALLES ERLAUBT: KNUTSCHEN
TITTENFASSEN; MUSCHILECKEN! nur
nicht verlieben
ich hasse es dich zu küssen
göttin
dich
mutter meiner zeilen
dich
tote schwester
dich
astronautin
in der raumstation
deiner träume
dich vater
dich mutter
dich
ich
dichter

hier ende ich

jonas gawinski

24 Comments on “84. Eingesandt

  1. Ach Gottchen, wie alt bist du wirklich? 12? Erwachsene Menschen gehen jedenfalls nicht gleich in den Pöbelmodus über, wenn sie mal Gegenwind bekommen. Dein Verhalten wird immer peinlicher. So macht man es sich natürlich einfach: Jedem Kritiker elitäres Gehabe unterstellen. Erinnert mich in seinem Grundsatz ein bisschen an diese Lügenpresse-Rufe auf Pegida-Demos. Und dann diese Pauschalisierungen (irgendwelche daherschwafelnden,slogangetriebenen akadamisch gegelten Hildesheimer). Mehr Differenziertheit bitte.

    „Es ist natürlich sehr wichtig einen Wichtignehmer seiner Wichtigkeit zu berauben in dem man sich selbst
    Belügt. Es ist doch lustig mitanzusehen, Freunde, dass eure elitärdurchtränkten Kommentare doch vollkommen
    An der Nachhaltigkeit meiner jetzigen Dichtung vorbei schießen.“

    Welche Wichtigkeit? Welche Nachhaltigkeit?

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  2. hi hi hier wird unterstellt, ich will das auch! lustig find ich das
    anti-elitäre gehabe und dass dann trotzdem steht: „Wo sind wir denn?
    Bei den Handwerkern?“ – diskutiert handwerk automatisch nicht? – und
    heisst „intentioniert“ und zb „impuls“ sprachverliebte
    lyrikkonzepte zählen samt und sonders nicht? + re vermarktung –
    warum immer an alle statt nur an die interessierten schreiben?

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  3. Monet hat das Welken an deine Pupillen getupft,
    Leinwände, feucht von
    Der ersten Nacht, der letzten
    Vorm Tag der Reinigungszeremonie,
    am achten Tag sollten sie ruhen—
    Dein Schatten wird jetzt von Hunden gefressen,
    die keine Heimat haben, ein Knochen,
    Gräten in der Erinnerung,
    im Hals eines Friedhofs. Vergeht
    uns die Zärtlichkeit
    im Befühlen der moosüberwachsenen Heizungen,
    der nassen Grabsteine, Kinder, die wir nie haben sollten.

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  4. Was hier irgendwie peinlich ist, ist doch viel eher, wie vorurteilsvoll die werten Herren
    An dieses, ich nenne es mal Schamützel, herantreten. Am 18. März habe ich diese Mail
    Geschrieben, ich würde es heute nicht mehr Gedicht nennen, was
    Nun fast ein Jahr her ist. Sie setzen sich doch garnicht mit mir auseinander, weil
    Sie verseucht sind von kläglich anmutenden Vorurteilen einer Dichtung, die sie
    Garnicht verstehen können. Und damit meine ich aktuelle Dichtung meinerseits.
    Ein riesiges Schild, ja, natürlich. Weil die Schilder ja auch von der Bildfläche verschwunden sind. Unangepasstheit,
    ein Bedürfnis danach sich der Dichtkunst vollkommen hinzugeben. Aber was heißt das schon „Hingabe“—
    Heißt das etwa, dass man Poetry Slams bedingt anerkennt oder gänzlich ablehnt. Heißt das etwa, dass Raptexte,
    Hymnen, denen Millionen ihr Herz schenken, verabscheuungswürdig sind. Ich bleibe dabei, ich muss Dichter sein,
    daher der Beat, dem ich verbunden bin, der letztlich aber natürlich auch versagt hat. Man muss lernen
    sich selbst anzuerkennen. „Wirres Gewäsch“ —- (Hier bitte Lachen einfügen)………
    Was man in meinem Text sehen sollte ist der Impuls, nicht das einzelne Wort, keine Anekdoten
    An Ginsberg oder Jack Frost. Habt ihr nichts Besseres zu tun, als den lieben langen Tag Euren selbstgerechten,
    willkürlichen Profilierungswahn auszukosten, an dem ihr euch dann ergötzen könnt? Ich meine, wie genau kennt
    ihr mich, wie viele Jahre sind wir zusammen zur Schule gegangen, warum muss man schreiben und kann nicht.
    Wie lange kennt ihr mich um mit euren Seziermessern über mich herzufallen, über Gedichte, die ihr nichtmal
    Gelesen habt. Aber immerhin:

    Es ist natürlich sehr wichtig einen Wichtignehmer seiner Wichtigkeit zu berauben in dem man sich selbst
    Belügt. Es ist doch lustig mitanzusehen, Freunde, dass eure elitärdurchtränkten Kommentare doch vollkommen
    An der Nachhaltigkeit meiner jetzigen Dichtung vorbei schießen. Da kommen sie also und reden von Kleist, Büchner,
    Born und Brinkmann, von Ginsberg und Gawinski und wollen mir tatsächlich sagen, dass ihre Gedichte, oder zumindest,
    pardon, die Gedichte der Elitären, der Akademiker, authentischer seien, als die Gedichte von Gescheiterten?
    Irgendwann sollte man man in der „sogenannten“ Realität ankommen und lernen Menschen zu begeistern. Dichtung
    Muss, in einer kapitalistischen Welt u m b e d i n g t angepasst werden. Es gibt mehr Dichter als Rezipienten.
    Man kann historisch argumentieren und behaupten, dass dies eine Konstante sei, allerdings ist doch davon auszugehen, dass
    Dort ein Parasit in der Pluralität aus Dichter und Gesellschaft eingenistet hat.
    Wo sind wir denn? Bei den Handwerkern? Meine neuen Surrealismen, die ihr ja, ich betone es an dieser Stelle
    Nochmals gar nicht in ihrer Gänze begreifen könntet, diese surreal-symbolistische Poesie ist eine sehr produktive
    Und vor allem intentionierte und stark konzentrierte Dichtung. Sie fordert, sie unterhält.
    Und hier kommen wir, me Amigos, zur Vermarktung. Es ist grauenhaft einen scheinbaren Argwohn gegenüber
    Der kapitalistischen Gesellschaft zu sehen und gleichzeitig zu wissen, dass ihr so starrsinnig seid. Wie viele Klicks
    Bekommt ein 100% independent Clip auf Youtube und wie viele Leute kommen noch zu Lyriklesungen?
    Wie viele Klicks bekommt ein Justin Bieber Video? Wo sind denn bitte die Großen Dichter, die Volkshelden,
    die Pablo Nerudas? Die Dichter, die in der Gosse stehen uns singen, weil sie nichts können, als singen?
    Wo sind die angepassten Gedichte, die von Studenten gelesen werden, die mehr wollen, als einen äußerlich doch oft recht
    Lumpigen Dichter? Wo sind die Belege dafür, dass Dichter authentischer sind als Rapper, Slammer o.ä.?
    Man darf zurecht Argwohn empfinden, es ist nur humoristische Viellaberei, ziellos, poesieentziehend.
    Unterhaltung sollte doch ein Grund sein Massen zu mobilisieren, die Lesungen fluten. Man sollte endlich anfangen
    Zu lernen, dass man im Jahr 2015 lebt. Wo sind die Kinder, die begeistert den Rhythmen lauschen, den Klängen.
    Die stille Revolution fraß ihre Kinde—

    Ob das resignativ klingt oder nicht ist mir scheiß egal, wenn DAS deine Meinung ist, dass dort
    Eine Zwecksymbiose erwächst, dann sollte man überlegen, ob man den Pinsel in den Müll schmeißt—
    Wie kann man nur davon ausgehen, dass Sprachkotzwerk nicht einen essentiellen Einfluss hat auf die Verbraucher,
    die Konsumenten dieser Dichtung?
    Diese ganzen Kollektive sind doch von oben bis unten falsch. Dieses Preisezuschieben
    Wird leise betuschelt bei einem kühlen Blonden. Boah.
    Da haste was erreicht, das sag ich dir. Du bist jetz n Dichter, cool.
    Wenn 19-Jährige eure Gedichte lesen würden, würden ihre Gehirnzellen restlos aussterben.
    Ich würde ihnen lieber Michael Zoch in die Hand geben, als irgendwelche daherschwafelnden,
    slogangetriebenen akadamisch gegelten Hildesheimer.
    Diese, deine subversive Kraft sollte gar nicht subversiv sein. Da hakt es doch schon.
    Ihr müsst viel offenkundiger werden, lernen euch adäquat zu vermarkten. Aber ich weiß, ich weiß,
    das geht ja nicht, da das „Volk“ nicht offen ist für sowas und och, am liebsten noch einen reinen
    Dichterstaat, das ist pervers. Das ist Nötigung, wenn eure Gedichtbände in Buchhandlungen sind.

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  5. Hey Jonas!

    Ich finde, Deine Haltung hat was. Dein Gedicht weniger (man braucht zum Lesen länger, als Du zum Schreiben brauchtest … ich wollte es nicht zu Ende lesen).

    Kann sein, dass Dir die „akademische“ bzw. „artistische“ Haltung, wonach Gedichte keine Message-Megafone sind, sondern filigrane, versponnene Sprachkunstwerke, suspekt ist. Aber! Die „akademischen“ Vertreter der Artisten-Haltung, die kreieren eben doch (nicht automatisch, aber verdammt oft) aufwändigere, vielschichtigere, hintergründigere (bisweilen auch „unverständlichere“) Gedichte als die Aus-dem-Bauch-heraus-Bukowski-Nachahmer.

    Oder noch mal anders: Toll, wenn man als unverdorbener Mensch meint „etwas zu sagen“ zu haben. Das kann man sympathisch finden. Oder großkotzig. Rebellisch. Vielleicht auch etwas peinlich (meistens man selber, mit zeitlichem Abstand). Aber ist das „Etwas-zu-sagen-Haben“ schon ein zeitgemäßes Gedicht? Oder tendiert das doch eher zum Gebrauchs- oder Unterhaltungstext? In Richtung „Lyrics“, „Slogan“, „Slam“, „Copytext“ bzw. „Rap“?

    Oder noch mal ganz anders: Es gibt mehr als genug Menschen, die GLAUBEN, etwas zu sagen zu haben. Ist das interessant? Schlimmer aber sind die empathielosen Menschen, die (leider) sogar WIRKLICH das Sagen haben. Die ihre Meinung anderen aufzwingen, ihre eigenen Interessen zum Gesetze aller machen. Du weißt schon. Die Politiker z.B., oder die Lobbyisten und Manager. Seien wir doch froh, dass uns diese Etwas-zu-sagen-Haber bitteschön in Ruhe Sprachkunstwerke erschaffen lassen! Dass diese Großtöner und Meinungsverkünder nicht auch noch das Feld der Lyrik beackern und besetzen mit ihren Meinungen (sonst wäre Kunst hier wieder lebensgefährlich)!

    OK. Ich geb’s zu. Das klingt jetzt resignativ. Vermutlich brauchen wir Revolutionäre, die den zynischen Eliten entgegen treten. Aber was hält diese Revolutionäre davon ab, selbst wiederum grausige Herrscher zu werden? Hilft es, wenn sie neben Handgranaten auch noch Burroughsche Sprachkotzwerke im Gepäck haben? (Das würde wohl alles noch schlimmer machen!)

    Ich hoffe auf die subversive Kraft der Kunst: Dass wir alle Künstler werden. Und uns auf diesen Unterdrückungsscheiß, die Machtspiele, den Konsumterror und die Wirtschaftswachstumslüge eines Tages nicht mehr einlassen. Und sei’s auch, weil wir für diesen Mist zu vergeistigt, zu abgehoben, zu „akademisch“ sind. Nur müssen wir als Künstler dann eines aushalten: Dass wir keine Stars und Götter werden – von allen geliebt und verstanden!

    PS: Die Sache mit der „Hermetik“ bzw. „Studiert-haben-Müssen“ in der Lyrik ist ein einziges Missverständnis. Ein vom Deutsch-Lehrplan in der Schule aufgezwungenes Missverständnis. Das uns glauben lässt, wir müssten Gedichte verstehen und interpretieren. Weil sie etwas zu sagen hätten. Schwachsinn!

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  6. Da hält jemand ein riesen Schild hoch, wie anders, wild und unangepasst er doch sei, und dann kommt wieder so ein wirres Gewäsch, dem schnell ein Beat-Generation-Aufkleber verpasst wird und fertig.

    „wie gerne hätte ich drei tage durchgefickt
    und danachd as gedicht meiens lebens
    geschrieben“

    Das ist doch lame. Wie oft lese ich von Dichtern meines Alters, dass der Beat doch das einzig Wahre sei und wie oft lese ich in deren Gedichten, dass für ein wahrhaftiges Gedicht erstmal drei Tage durchgefickt werden müsse.
    Ich nehme fast an, ich habe einfach Pech und bin zu oft Ginsberg-Nacheiferer geraten. Vielleicht habe ich nicht genau genug gelesen und die Ironiesignale verpasst.

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  7. Manifest Proletkunst

    zitiert nach http://www.dada-companion.com/doesburg_docs/doe_proletkunst_1923.php

    Eine Kunst, welche sich auf eine bestimmte Klasse von Menschen bezieht, gibt es nicht, und wenn sie bestehen würde, wäre sie für das Leben gat [sic] nicht wichtig.
    Diejenigen, welche proletarische Kunst schaffen wollen, fragen wir: »Was ist proletarische Kunst?« Ist das Kunst von Proletariern selbst gemacht? oder Kunst, die nur dem Proletariat dient? oder Kunst, die proletarische (revolutionäre) Instinkte wecken soll? Kunst, durch Proletarier gemacht, gibt es nicht, weil der Proletarier, wenn er Kunst schafft, nicht mehr Proletarier bleibt, sondern zum Künstler wird. Der Künstler ist weder Proletarier, noch Bourgeois, und was er schafft, gehört weder dem Proletariat noch dem Bürgertum, sondern allen. Die Kunst ist eine geistige Funktion des Menschen mit dem Zwecke, ihn aus dem Chaos des Lebens (Tragik) zu erlösen. Die Kunst ist frei in der Verwendung ihrer Mittel, aber gebunden an ihre eigenen Gesetze, und nur an ihre eigenen Gesetze, und sobald das Werk Kunstwerk ist, ist es weit erhaben über die Klassenunterschiede von Proletariat und Bürgertum. Sollte die Kunst aber ausschließlich dem Proletariat dienen, abgesehen von der Tatsache, daß das Proletariat angesteckt ist von bürgerlichem Geschmack, dann wäre diese Kunst beschränkt, und zwar ebenso beschränkt wie die speziell bürgerliche Kunst. Eine solche Kunst würde nicht universal sein, nicht aus dem Weltnationalitätsgefühl wachsen, sondern aus individuellen, sozialen, zeitlich und räumlich begrenzten Ansichten. Soll nun die Kunst tendenziös proletarische Instinkte wachrufen, so bedient sie sich im Grunde derselben Mittel wie kirchliche oder nationalistische Kunst. So banal es an sich klingt, ist es im Grunde dasselbe, ob jemand ein rotes Heer mit Trotzky an der Spitze oder ein kaiserliches Heer mit Napoleon an der Spitze malt. Für den Wert des Bildes als Kunstwerk ist es aber gleichgültig, ob proletarische Instinkte oder patriotische Gefühle erweckt werden sollen. Das eine wie das andere ist, vom Standpunkte der Kunst aus betrachtet, Schwindel.
    Die Kunst soll nur mit ihren eigenen Mitteln die schöpferischen Kräfte im Menschen wachrufen, ihr Ziel ist der reife Mensch, nicht der Proletarier oder der Bürger. Nur kleine Talente können aus Mangel an Kultur, da sie das Große nicht übersehen, in ihrer Beschränktheit so etwas wie proletarische Kunst (d.h. Politik in gemaltem Zustande) machen. Der Künstler aber verzichtet auf das Spezialgebiet der sozialen Organisation.
    Die Kunst, wie wir sie wollen, die Kunst ist weder proletarisch noch bürgerlich, denn sie entwickelt Kräfte, die stark genug sind, die ganze Kultur zu beeinflussen, statt durch soziale Verhältnisse sich beeinflussen zu lassen.
    Das Proletariat ist ein Zustand, der überwunden werden muß, das Bürgertum ist ein Zustand, der überwunden werden muß. Indem aber die Proletarier mit ihrem Proletkult den Bourgeoiskult imitieren, sind gerade sie es, die diese verdorbene Kultur der Bürger stützen, ohne sich dessen bewußt zu sein; zum Schaden von Kunst und zum Schaden von Kultur.
    Durch ihre konservative Liebe für die alten, überlebten Ausdrucksformen und ihre ganz unverständliche Abneigung für die neue Kunst halten sie das am Leben, was sie nach ihrem Programm bekämpfen wollen: die bürgerliche Kultur. So kommt es, daß bürgerlicher Sentimentalismus und bürgerliche Romantik trotz aller intensiven Bemühungen der radikalen Künstler, diese zu vernichten, immer noch bestehen bleiben und sogar neu gepflegt werden. Der Kommunismus ist schon eine ebenso bürgerliche Angelegenheit wie der Mehrheits-sozialismus, nämlich Kapitalismus in neuer Form. Die Bourgeoisie verwendet den Apparat des Kommunismus, der nicht vom Proletariat, sondern von Bürgern erfunden ist, nur als Erneuerungsmittel für ihre eigene verfaulte Kultur (Rußland). Infolgedessen kämpft der proletarische Künstler weder für die Kunst noch für das künftige neue Leben, sondern für die Bourgeosie. Jedes proletarische Kunstwerk ist weiter nichts als ein Plakat für das Bürgertum.
    Das, was wir hingegen vorbereiten, ist das Gesamtkunstwerk, welches erhaben ist über alle Plakate, ob sie für Sekt, Dada oder Kommunistische Diktatur gemacht sind.
    THEO VAN DOESBURG. KURT SCHWITTERS.
    hans arp. TRISTAN TZARA.
    CHR. SPENGEMANN.
    d. Haag 6.3.23.

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    • „die tragödie der alten der zurückgebliebenen“ „die komödie der wir haben es nicht besser geschafft aber hey wir studieren und du noch nicht ich bin wieder 5 und zeig mal mit dem finger auf dich weil ich mich selbst im spiegel nicht ertrag und „kant habe ich gelesen und den und den und den“ ich meine ich hab mich selbst nicht zu verstecken außerhalbd es gedichts und mister zeigd em mal wos langgeht jetzt bin ich ein ganz toller hecht, held der literatur, fräulin ich tanz in ballerinas zu der urmusik des versagens und der engen tauchanzüge, fisthandschuhe? und grenz das alles ruhig ab, es ist minderbemittelt wie du. profilier dich weiter mit deinen dichterklamotten vor deinen dichterbusenkoleginnen und mach dir n bier auf am feierabend und das familienfoto glänzt so und denkt lieber daran eure studienarbeiten zu schreiben, euch weiterzubilden wie ich: aber hey, michael krüger sieht es ein, sieht ein das es irgendeine wende ist“ ps: b-promis wie stefan raab vom aussterben bedroht

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  8. diese sache

    diese sache mit der beat generation ist irgendwie blöd gelaufen –
    teenager kommen von kino.to und denken poetry: sex und saufen
    und man hört, damit komme manch ein slammer sogar bis ans dll…

    raue existenz, harte melancholie und das amphetamin: zart. heutzutage
    weiß doch jeder backfisch: das sind revolutionen vom grabbeltisch,
    ansichtkarten von ‚ichhabekeineeigentlichüberhauptkeineahnung‘.

    zuvorderst: pickt mal die sandkörner aus eurem haschisch. okay,
    baudelaire hatte es auch schwer, aber bitte, bitte kommt endlich mal klar:
    frank o‘ hara’s cola ist tausend mal cooler als kerouac und ginsberg

    kratzt ashberry am sack. außerdem: william s. macht werbung für nike running,
    ihr spacken – „warum wird das junge verkannt?“ probiert’s halt in pjöngjang.
    warum dichterInnen studieren? um nicht länger nadel auf nebel zu reimen,

    um es nach vollzogenem freitagsgebet mit euren müttern in der mensa zu treiben.
    außerdem lernen sie das 1. gebot: zitiere nicht bei jedem scheiß die todesfuge.
    ja, meine lieben, sie studieren, um sich später hoffentlich die frage stellen

    zu können: „wenn ich rap so gern mag, warum mach ich dann nicht einfach rap?“
    tja… aber jetzt mal ganz im ernst, ihr süßen: googelt monika + beef-tatar
    auf psychopharmaka – damit schließt euch mal zwei, drei jahre ein,

    und wenn ihr geläutert und frisch zerfleischt zurück aus eurer klause kommt,
    wenn ihr euch erkenntlich zeigt, und damit meinen wir auswendig können,
    werden wir einfach so tun, als hätte es eure howl-phase nie gegeben…

    dann, aber auch nur dann, dürft ihr zu schreiben beginnen und na gucke ma,
    ob wohl am ende ende eines zeile mehr als fünf verse übrig blieben – nein?
    super, kinder, ihr habt das nächste level erreicht! aber das war erst der anfang,

    also, legt eure blöden enjabements zur seite und nehmt elke erb in die hand,
    berryman und bishop sind auch ganz okay. lesepflicht! und waldrop! und ja,
    auden auch, aber von kant lasst mal lieber die finger.

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  9. lieber jonas,

    falls dir das nicht schon viel zu betrieblich ist und du mit sowas eigentlich lieber gar nichts zu tun haben willst, bewirb dich doch mal hier: http://www.berlinerfestspiele.de/de/aktuell/festivals/bundeswettbewerbe/treffen_junger_autoren/bewerbung_tja/bewerbung_tja_1.php
    eine andere empfehlenswerte vernetzungsplattform wäre: http://www.deutschlandfunk.de/lyrix-2014-das-ist-neu.1285.de.html?dram:article_id=272656
    und falls du die noch nicht kennst: http://www.babelsprech.org/ und: http://gdreizehn.com/

    herzliche grüße
    daniela

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  10. Ach, es ist immer schön, ein wildes Statement zu lesen, nur zu, auf in die Arena, junger Mann. Soll er sich noch vielmals stoßen und den eigenen Ideen und Rollen tüchtig aufsitzen, denn leider sagt das lasche Gedicht nicht mehr als eben diese schmerzliche Verrückung und selbstentzündende Entzückung über die eben entdeckte Identität… Man kann aber so tun, durch Veröffentlichung, als gäbe man einer Revolution Raum.

    Er darf nur mehr und tiefer lesen, auch viele von uns Dichtern schreiben längst davon/ dagegen/ dafür. Nur bedingt Lyrik lesen (und dann auch schreiben) eben den Widerstand gegen die eigene Abgestumpftheit. Hier kommt so ein Halbstarker auf Amphetamin in den Raum und brüllt: „Alles muss anders werden“, ohne zu sehen, wer ihm die Tür geöffnet hat. Wer hier Beat vermutet, dem halte ich Bürgerlichkeitsverdacht entgegen: ist er denn schon von zuhause ausgezogen, der beatverliebte Dichter? : zum Skandal eignet sich Ginsberg längst nicht mehr, und Gott ist seit Nietzsche bereits tot, (der Zarathustra lohnt sich immernoch und den zu überwinden wäre erstmal echte Herausforderung) man kann in Richtung Bataille tendieren, aber dazu braucht es offenlesbar noch ein paar Jahre mehr der sexuellen Entwicklung. Mit Verlaub, werde streitig und mach weiter, es sind viele wie du hier draussen.

    Gefällt 1 Person

  11. 4.5.91
    Gezeter für Joe Enderlein

    I
    Ich sah das letzte Sixpack meiner Generation
    von einem haarigen Säufer weggeschnappt
    aus dem Kaufhaus um die Ecke entschwinden.
    Mein letztes war lauwarm, überhopft und abgestanden.
    Engelköpfige Verkäuferburschen versuchten mir
    ätherischen Methylalkohol aufzudrängen.
    Ich sah auch die letzten Kampftrinker der 80er
    von Bierdeckelkrümeln benetzt,
    halbsufft, zahllos, wrackt,
    wie sie sich zum Designerklo schleppten
    auf der Suche nach einer Kotzgelegenheit.
    Spucknapfköpfige Schwätzer
    im Torbogen neben der Bierhimmelbar zum 5. Hinterhof.
    Die durch Kunstakademien streunten
    und Dunkelbockbierflaschen an die Wände klatschten
    und den Rotz mit Rotstift nachzogen
    (sie bestanden die Aufnahmeprüfung mit Bravour).
    Die in teuren In-Discos hockten
    zusammengesackt vor dem wärmenden Feuer
    eines prima Werbespruchs, brennend im Aschenbecher.
    Die sich gute Tipps gaben über besser Arbeiten
    am Fließband, am Fließband, am Fließband
    in der absoluten Medikamentenfabrik im Hinterwald.
    Die abgetragen durch das Rotlichtviertel langweilten
    hungrig nach Döner, Minisalami und Cherrycoke light
    die wirklich Döner, Minisalami und Cherrycoke light waren.
    Die nach Amsterdam verschwanden
    drei Wochen nicht mehr rausfanden
    und wieder auftauchten vor dem städtischen Hallenbad
    mit 30 Batman, 150 Zippys und 25 Yin&Yangs.
    Die McDonalds-Hamburger-Ermäßigungs-Gutscheine verteilten
    in stillem Protest gegen Burger King vor Burger King am Hauptplatz.
    Die das Schaufenster eines Krawattenladens einschlugen
    und in Bullenwannen wie Küchenmixer sangen
    denn ihr einziges Verbrechen war ihr schlechter Geschmack.
    Die ihre Jellyfish-Swatch-Uhren (!) verbrannten (!!)
    was mörderisch stank, und Braun-Control-Wecker mit Solarantrieb
    und versagender Say-Stop-Funktion klingelten durch
    die nächsten siebeneinhalb Jahre.
    Und das absolut fade Herz des Gutdrauf-Seins
    bietet sowieso Stoff für 350 Hamburger-Royal.

    [ … ]

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  12. Lieber Jonas,

    immer entschlossen so weiter: ich – als Mitarbeiter von Lyrikzeitung – würde mich freuen, weitere Beiträge von Dir zu lesen. Melde Dich doch bitte hier: info@gosteditor.de – für Austausch, weitere Möglichkeiten und alles andere.

    Martin Holz

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