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Veröffentlicht am 13. März 2014 von lyrikzeitung
14. März 20-24 Uhr
Kategorie: Deutsch, DeutschlandSchlagworte: Leipzig, Leipziger Buchmesse
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vielen dank für die beiden SEHR HILFREICHEN ausführungen, die weiteres nachdenken darüber inspirieren. ich weiß die mühe zu schätzen, gerade weil einem „bohrenden“ HIER oft NICHT gerne geantwortet wird (oder wenn, dann nur vom metakommentator). da ich selbst sowohl auf der mainzer MMPM als auch den „linken buchtagen“ mit meinem verlag ausgestellt habe, bin ich ja auch ein betroffener, insofern hatte mein fragen auch eine SELBSTKRITISCHE komponente. durch das lesen von Sartres literaturtheorie bin ich sowieso derzeit für solche probleme sensibilisiert, ich würde es begrüßen, wenn in der „unabhängigen szene“ (in der kunst heißt es ja „freie szene“) wieder verstärkt über VISIONEN (ziele, motivationen, soziale aufgaben) der „freien“ gedanken nachgedacht würde, aber verlangen kann man das natürlich nicht, alles hat seinen eigenen rhythmus, seine eigene zeit…
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http://www.goethe.de/kue/lit/dos/uav/kws/de1658432.htm
ZUM BEISPIEL.
„Die gemeinnützige Kurt-Wolff-Stiftung (KWS) wurde im November 2000 gegründet, seit 2002 hat sie ihren offiziellen Sitz im Haus des Buches in Leipzig. Der Namensgeber Kurt Wolff (1887-1963) war der bedeutendste Verleger des Expressionismus. Er war auch ein Verleger von Franz Kafka, dessen Bücher zunächst unverkäuflich waren und dessen Weltruhm erst lange nach Kurt Wolffs erstem verlegerischem Engagement einsetzte. Ähnlich geht es heute vielen kleinen, unabhängigen Verlagen in Deutschland – sie entdecken und fördern junge Talente – die Aussichtsreichen werden dann von den Großen gekauft -, leisten Pionierarbeit in der Übersetzung unbekannter Literaturen und entwickeln lokal gewachsene oder subkulturelle Literaturprogramme. Die Existenz unabhängiger Verlage beruht oft auf Gewinnverzicht und Selbstausbeutung.“
Die Grenzen sind fließend, aber das weiß ja auch der dümmste Fragende.
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Die besagte „Unabhängigkeit“ ist ja ganz offenkundig ein Unterscheidungsding, also ein Marketing-Label. Es ist ein literarisches BIO. Zwar mit genauso unscharfen Prüfsiegeln, aber die Zielgruppe weiß schon ungefähr, was sie bekommt.
Und wie soll es in irgendeinem geARTeten / gewarteten Betrieb denn anders gehen? Da werden dann auch die „Unabhängigen“ rasch „bürgerlich“ – wollen sich das aber nicht so gerne sagen lassen, auch wenn es ja doch Konsens und Mechanismen, reibungslose Abläufe und ja auch eine mindeste ökonomische Basis braucht (wenn die ganze Kunst schon noch so oft Prekariat ist).
Nervt schon so eine (im ersten Anschein weltfremde, immerhin konsequent und bohrend bleibende, sich nicht gleich wegbeißen lassende) Position wie die von Tom de Toys? Haben etwa auch zu viele ohnmächtigen Akteure sich schon eingerichtet – und also angestammte Plätze zu verlieren? Wird nicht doch zu wenig gestritten?
Aber die Lösung ist ja auch schon genannt: in seiner Nische werkeln, arbeiten, das Spiel nicht mitspielen. „Den regulierenden Ideen“ entkommt man am Ende kaum – schon das Gespräch darüber, und noch das leidige, ist ja schon Vermittlung. Können halt nicht alle Waffenschieber werden in Harar.
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hier die erwähnte sartre-stelle:
„Jetzt aber ist Geistigkeit eine abstrakte Bewegung geworden, die durch alle Ideologien hindurchgeht und sie wie leere Schneckenhäuser hinter sich läßt, und die Wahrheit macht sich jetzt ihrerseits von jeder konkreten und besonderen Philosophie frei, sie offenbart sich in abstrakter Unabhängigkeit, sie wird die regulierende Idee der Literatur und das ferne Ziel einer kritischen Bewegung.“
Jean-Paul Sartre, in: WAS IST LITERATUR? (1950)
und weil es ergänzend perfekt passt, nochmals dies:
„Materielle Sorgen und Abhängigkeiten beeinträchtigen die geistige Freiheit. (…) Die Politik braucht den Schriftsteller, weil er der Gesellschaft Bilder vermittelt, die auch von politischer Relevanz sind. (…) Der Politiker, der die Bedeutung der Literatur real einschätzt, kann von vielem, was sie anbietet, profitieren. (…) Je vielfältiger die Literatur ist, um so größer ist die Chance, daß die Politik zum Nutzen der gesamten Gesellschaft von der Literatur profitiert.“
Willy Brandt, in: BRAUCHT DIE POLITIK DEN SCHRIFTSTELLER? (1974)
in bezug auf die pop-industrie wurde ja wirksamkeit und neutralisierung von kritischen botschaften durch ihre industrielle reproduzierbarkeit als rein ästhetisches produkt längst durchdiskutiert, und eine ankündigung von unabhängigkeit ALS ANKÜNDIGUNG zeugt ja schon von einer gewissen parodistischen abhängigkeit, oder nicht? also jedenfalls sind diese verlage wohl NICHT unabhängig von der buchmesse? man kann sich viele spielarten von unabhängigkeit ausdenken und durchspielen, aber die TOTALE in bezug auf ALLES wäre wohl sowas wie eine revolution, die TATSÄCHLICH nicht auf das televisieren angewiesen ist. aber was früher galt, gilt heute doch umso mehr: was nicht gezeigt wird, wird nicht gesehen, sprich: was nicht ANGEBOTEN wird, wird nicht KONSUMIERT. in diesem sinne ist zum beispiel mein G&GN-verlag seit über 20 jahren „unabhängig“, ich habe auch in zeiten von b.o.d. auf ISBN verzichtet, die auflagen von 50 bis 500 stück sind durch 100% direktvertrieb nach einigen jahren futsch. der verzicht auf isbn ist nun kein besonders wichtiges element, es ist nur eine spielart, die damals (vor der digitalen welle!) „befreiend“ wirkte: selbst verlegen, OHNE sich als verlag anzumelden. auch damals, in der auslaufenden analogen copy-art-epoche war nicht alles, was isbn glänzte, gold. und auch heute garantiert keine marke qualität, nur weil sie wie ein modelabel „berlin-newyork-paris“ angeben kann. die welt ist so klein geworden, daß jeder alles machen kann, alles denken und schreiben und verlegen kann. oder im internet präsentiert, das selbst von klassischen diktaturen nur schwer zensiert werden kann. wir leben in einer scheinbar total-unabhängigen epoche… da kann einem schon mulmig werden, denn prompt spürt man so ein unbehagen, daß daran wirgendwas trotzdem nicht stimmt… die diktatur des „yes we can“ hat etwas brutales an sich, ich stelle mir als allegorie dafür ein einhorn mit scheuklappen vor: die märchenhafte freiheit der fantasie, aber in systemisch kontrollierten bahnen… frei ist, was alle frei finden. wer was anderes findet, spinnt… alles nichts neues. auf der buchmesse in mainz stand ich in den neunzigern auf meinem verlagstisch und habe aus quatsch spontan performt, weil uns so langweilig war, und die luft so stickig, und so wenige besucher, die etwas kauften. kein anderer performte auf seinem stelltisch, aber von draußen betrachtet, außerhalb des systems „messe“ war diese spontane freiheit im grunde sehr bieder. wir befanden uns alle im messezelt, eine GESCHLOSSENE GESELLSCHAFT von schrägen vögeln, na und? wen störts! apropos: „der störer“ war der name der literaturzeitschrift von jörg dahlmeyer, dem miterfinder von socialbeat. WAS MACHT EIGENTLICH HEUTZUTAGE JÖRG DAHLMEYER?? vielleicht ist er immer noch der unabhängigste von uns allen? WEIL er verschwunden ist! WEIL er schweigt! aber auch das schweigen von marcel duchamp wurde überbewertet. warum? weil es aufs selbe herauskommt: reden und schweigen. die dichtung dümpelt vor sich hin, ein highlight nach dem anderen, ein flop nach dem anderen, alles wie immer, sieger und gewinner. aber wozu das ganze? was ist das ziel? ruhm? ökonomische stabilität? oder revolution in deutschland? wer will den was wieso revolutionieren? alles läuft doch wie geschmiert… wie geleckt… der mercedes sieht aus wie ein jaguar, der bmw wie ein audi, der opel wie ein ford, und sogar die neuen chevrolets sehen aus wie japaner – sonst noch probleme? helaaf aus dem schickimicki-dorf, helaaf! helaaf! helaaf!!!
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andererseits helaaf und klagen darüber daß alles ist wie immer ist noch langweiliger
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ich bat um „fachkundige, professionell, ernstgemeinte antwort“, nicht die üblichen unhöflichkeiten des herausgebers. ist das zu viel verlangt? halt dich doch einfach mal zurück in deiner funktion anstatt immer den großen überkommentator zu spielen. DAS ist echt langweilig und total destruktiv! oder VERTRITTST du jetzt die unabhängigen verleger? bist du ihr fürsprecher? lehn dich doch mal überparteilich zurück und hab geduld, immerhin hab ich hier keinen bösgemeinten angriff lanciert sondern echte neugier (ja, sowas gibts noch!) – ich würde gerne das selbstverständnis dieser UV sekte nachvollziehen können… du unterdrückst mit deinen schnoddereien quasizensorisch die lust auf GENERELLE FRAGEN, merkst du gar nicht, oder? lyrikzeitung, die den status quo deckelt? superlangweilig!!
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und ob ich mich zurückhalte. zähle selber nach: nur bei jedem zwölften „helaaf“-ruf von dir kommentiere ich mal – zurückhaltend, wie man oben nachlesen kann. trotzdem danke, daß du diese superlangweilige zeitung mit superlangen kommentaren und selbstzitaten aufwertest. warum machst du das nur? das war keine frage, sondern ein kurzer kommentar. noch langweiliger als megalange kommentare sind metakommentardebatten.
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unabhängig? klingt ein bißchen anchronistisch, oder nicht? darf gefragt sein, INWIEFERN oder von WEM oder WAS unabhängig? ich stolpere grad zufällig über eine stelle bei sartre (in: was ist literatur?), wo er die möglichkeit einer „abstrakten unabhängigkeit“ von autoren im 18.jahrhundert erläutert: „geistigkeit … die durch alle ideologien hindurchgeht“ – ist so etwas gemeint? also im weitesten sinne politisch unabhängig? oder ökonomisch? unabhängig von WERBUNG oder von BÄUMEN oder gar unabhängig von LESERN oder käufern? ich würde es gerne wissen, und kann leider nicht persönlich auf der messe nachfragen, da ich nicht unabhängig „genug“ bin, um mir die freizeit dort zu vertreiben. vielleicht weiß jemand antwort? ich meine fachkundige, professionell, ernstgemeinte antwort, ein up-to-date über das selbstverständnis von sogenannten „unabhängigen“ verlagen, das wäre spannend! oder andersrum: welcher verlag ist denn heutzutage NICHT unabhängig (von wem oder was auch immer)! lässt sich heutzutage die „freiheit“ (des geistes) überhaupt von der „diktatur“ (des marktes, des geschmacks, der bürgerlichen zwangsjacke, oder was auch immer!) unterscheiden? ich stelle mir ein „ideales“ (platonisches) UNABHÄNGIGES BUCH vor: sein papier leuchtet transparent weiß-golden jenseitig, es wird von GOTT gelesen, hat also keinen und alle käufer mit einem schlage, da es ja eins mit gott ist – unabhängige literatur: buchstabenlose sprache, wörter ohne geometrische form, das schwarze quadrat von malewitsch? ist das unabhängige kunst? nein, die ölfarbe bröckelt bereits bei näherer betrachtung (auf allen schwarzen quadraten, dem berühmten minikleinen wie auch den anderen versionen), das macht seinen historischen reiz aus… oder fühlt sich ein verleger „unabhängig“ von einfach ALLEM, wenn er in einem bürgerlichen beruf verankert ist und sich seinen verlag dadurch als FREIES hobby „leisten“ kann? wer ist um himmels willen unabhängig??? ich möchte es wissen! es klingt so verlockend! sensationell! wer möchte nicht unabhängig sein 🙂
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