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Veröffentlicht am 16. August 2013 von lyrikzeitung
Bezeichnend für die DDR-Zensur ist auch die Geschichte des Kinderbuches „Der Löwe Leopold“ (1970), das nach der westdeutschen Erstausgabe 1976 auch in einem DDR-Verlag erscheinen sollte. Aber gerade in diesem Jahr, als Reiner Kunze zum „Staatsfeind“ erklärt wurde und der Kulturminister ihn gesprächsweise in Ostberlin wissen ließ, nun könne nicht einmal er einen tödlichen Verkehrsunfall verhindern, wurde die Auslieferung dieses unpolitischen Buches rückgängig gemacht und 15 000 bereits gedruckte Exemplare eingestampft.
Einem mit Reiner Kunze sympathisierenden Drucker hat das nicht gefallen, er hatte konspirativ ein Exemplar abgezweigt und es auf irgendwelchen Umwegen dem Bäcker in Greiz überbracht, bei dem Ehefrau Dr. Elisabeth Kunze morgens immer die Brötchen kaufte. Als sie zu Hause die Brötchentüte öffnete, fand sie zuunterst ein Exemplar des angeblich nie gedruckten Buches. / Jörg Bernhard Bilke, Neue Presse
Kategorie: Deutsch, DeutschlandSchlagworte: Jörg Bernhard Bilke, Reiner Kunze
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