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Veröffentlicht am 22. Mai 2013 von lyrikzeitung
Sarah Kirsch (1935-2013 )
Zwei Gedichte
Klagruf
Weh mein schneeweißer Traber
Mit den Steinkohlenaugen
Der perlendurchflochtenen Mähne
Den sehr weichen Nüstern
Dem schöngewaltigen Schatten
Ging durch! Lief
Drei Abende weit war nicht zu bewegen
Heimzukehren. Nahm das Heu nicht
Wahllos fraß er die Spreu
Ich dachte ich sterbe so fror ich
Aus: Sarah Kirsch, Zaubersprüche (1973)
_______
Meine Worte gehorchen mir nicht
Kaum hör ich sie wieder mein Himmel
Dehnt sich will deinen erreichen
Bald wird er zerspringen ich atme
Schon kleine Züge mein Herzschlag
Ist siebenfach geworden schickt unaufhörlich
Und kaum verschlüsselte Botschaften aus
Aus: Sarah Kirsch, Rückenwind (1976)
Wie erst heute zu erfahren, starb Sarah Kirsch am 5.Mai
Kategorie: Deutsch, DeutschlandSchlagworte: L&Poe-Anthologie, Mea: Sinnfest, Sarah Kirsch
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Ein Gedicht, das ich besonders mag:
NOVELLETTE
Traumverloren bestimmt er den Holzeinschlag.
Er denkt an die Schützenfeste, die blassen
Ehrenjungfrauen beim Tontaubenschießen.
Sehnsüchtig glühn seine Augen, das rote
wehende Gras in der Lichtung verwirrt ihn.
Der Forstgehilfe legt einen Waldbrand.
Vergeblich versucht er das Feuer zu löschen.
Er ist verletzt und flieht auf dem Motorrad.
[aus ART 11/1981]
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Hat dies auf Cool Pains rebloggt.
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Landwege
Wir konnten uns nicht erinnern
An welcher Stelle das Wasser
Hin in den Untergrund ging und seit wann
Wir dieser Stromleitung folgten.
Die Blumen waren wohl lange verdorrt
Wie graue Esel lagen die Berge
Fünf Horizonte entfernt und wir rollten
In glitzernder bunter Luft
Auf einen irdenen endlosen Teller.
[Aus „Erdreich“]
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ja, ich höre es grad im d-radio und mir wird ganz bang dabei. erst dachte ich, es wäre ein special, dann hör ich das und mir klopft das herz… mein aufrichtiges beileid gilt allen kolleginnen und kollegen, die sie kannten und mochten.
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Don Juan kommt am Vormittag
Don Juan kommt am Vormittag
So schrieb er im Telegramm was
Mich nachdenken ließ ich hatte den Mond
Eingeplant und Fontänen nun blieb
Nicht viel Zeit nicht mal die Augen
Größer malen die Füße nicht waschen
Ich stand wo sie anfing die Stadt sah ihn
Im wehenden Mantel auf einem Rennrad
Den weißen Schal von der Schulter flattern
Herrannahn die Lippen zersprungen und tief
Lagen die Augen ich fragte ihn
Weshalb er so früh sei sicher später
Ein Rendezvous mit einer Schönheit
Achwasdummheit er stellte das Rad
Schräg in die Luft er nahm den Hut ab
Legte uns beide ins Gras das rings
Üppig zu werden begann zog Vögel
Aus Metall auf die fingen zu singen
An daß es schallte Variationen
Über ein Thema vom Mozart ich kenn das
Sagte er und alle Platten-
Spielersysteme Schönberg und
Ich werd dich jetzt das wird aber gut sein
(aus ihren Zaubersprüchen)
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