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Veröffentlicht am 1. April 2013 von lyrikzeitung
Ngugi wa Thiong’o, der im vergangenen Jahr auf der Buchmacher-Liste der Nobelpreiskandidaten ganz oben stand, zwischen Philip Roth und Bob Dylan, erzählt in seinem vor einem Vierteljahrhundert erschienenen Aufsatz ‚Decolonizing the Mind‘ eine kleine Geschichte. In der Schule war es verboten, die eigene Sprache, Gikuyu, zu sprechen. Wer erwischt wurde, kriegte Stockschläge auf den nackten Hintern oder ein Schild um den Hals gehängt: ‚I am a donkey‘. Die Sprache, schrieb Thiong’o, sei wichtig, um kolonisierte Völker ‚zu faszinieren und ihre Seelen gefangen zu halten‘.
Der Aufsatz ist auf Englisch erschienen und hat Weltkarriere gemacht. Wie die Romane von Chinua Achebe, Thiong’os sieben Jahre älterem, nigerianischen Kollegen. Thiong’o, lange Zeit ein Bewunderer Achebes, ist auf Gikuyu umgestiegen, Achebe ist beim Englischen geblieben, dem Verdacht auf Unselbständigkeit zum Trotz. Diese Entscheidung hatte auch literarische Gründe. Achebe hat im Englischen einen Stil entwickelt, der es ihm erlaubt, die englische Kultur mit der afrikanischen zu infiltrieren. / Hans-Peter Kunisch, Süddeutsche Zeitung 23.3.
Kategorie: Englisch, Gikuyu, Kenia, NigeriaSchlagworte: Chinua Achebe, Hans-Peter Kunisch, Ngugi wa Thiong’o
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