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Veröffentlicht am 8. Februar 2013 von lyrikzeitung
Was ist eigentlich ein «a»? Ein blosses Zeichen, ein Vokal, der Anfang des Abc? Oder vielleicht doch mehr als nur Buchstabe, vielmehr ein Wort, das wächst und sich verzweigt und in den Verästelungen aufblüht? So wie das «a» im Slowenischen, das «aber» heisst: «Kaum in die Welt gesetzt / Aber schon aber, / Ein Ausnahmeort, / Wo der Gedanke bricht / Ins eigene Gegenteil.»
Bei Aleš Šteger sind die Wörter immer in Bewegung. Wenn der slowenische Dichter sich ein Alphabet baut, dann mag es zwar aus 25 Buchstaben bestehen (wie das slowenische Alphabet), aber für Šteger ist ein Wort nicht einfach ein Wort. Das Wort «Loch» etwa kann den Schreibenden verschwinden lassen, bis der Körper durchsichtig wird. Doch nur einen Moment später hat sich die Sichtweise geändert. Nun darf in dem Loch ein Baum entstehen, «Seine Blätter klopfen / An dich, / Er vermehrt sich von selbst, / Wachsende Stämme». Das Wort «en» («Eins») indes kann in Štegers Gedichten ein Nichts oder ein Nirgends sein, bevor Licht sichtbar wird und Atem und das Wort in flockiges Weiss übergeht: «Eine Unform / Von Schnee, / Der zugeschneit / Wird / Von der Peripherie / Des Worts Schnee, / Der verschwindet / Im Wort Ne.» / Nico Bleutge, NZZ 8.2.
Kategorie: Slowenien, SlowenischSchlagworte: Aleš Šteger, Nico Bleutge
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