Das Archiv der Lyriknachrichten | Seit 2001 | News that stays news
Veröffentlicht am 2. Juli 2012 von lyrikzeitung
Das „Muxmäuschen“ von Simone Kornappel, mit „x“ geschrieben, ist ein visuelles Poem in der Tradition der experimentellen Lyrik, ein Gedicht in Spiralenform, das die Tradition der Bildenden Kunst und der Ikonographie in der poetischen Form des Gedichts, wie auch in seinem sprachlichen Material aufruft. Es gehört zu den schönen Paradoxien dieses Textes, dass es erstmal einigen Lärm verursacht, bevor es am Ende zu dem uneitlen Wort „still“ findet.
Wenn sich das „muxmäuschen“ auf dem äußeren Ring der Spirale in Bewegung setzt, kommt es gleich zu vokabulären Kollisionen. Der vorsätzlich herbeigeführte Zusammenprall gegensätzlicher Bildbereiche und Sprachfelder, vor allem die Konfrontation von biologischem Körper und Kunst-Körper gehört zu den primären Textstrategien Simone Kornappels.
„muxmäuschen das abhusten von frührenaissance meint auswurf oder tussis in pastell to /tenderize your tongue bei botticelli & leckmuschel wie tzunge an batterie gegebenen-//falls …“ Simone Kornappel sorgt für Verstörung, für kunstvoll hergestellte Dissonanz, für das Unterbrechung jenes beruhigenden Wohllauts, den wir von konventioneller Lyrik kennen. Ihre Gedichte verfeinern jene aggressive „Montagekunst“, die einst Gottfried Benn als „Stil der Zukunft“ qualifiziert hat. / Michael Braun, Der gelbe Akrobat – Neue Folge 19, Poetenladen
Kategorie: Deutsch, DeutschlandSchlagworte: Gottfried Benn, Simone Kornappel
Diese Seite verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden..
Kann zu diesem Blog derzeit keine Informationen laden.
jaja, das einfache das schwer zu machen ist 😀
LikeLike
es ist immer löblich, wenn jemand auf junge dichtung hinweist – gibt ja auch andere haltungen. auch bewundere ich die unermüdlichen arbeiten michael brauns, wie sie sich auch in der neuen folge des „gelben akrobaten“ äußert. aber muß immer benn dabei sein? so schwach, daß sie die bennkrücke brauchen, finde ich diese gedichte nicht. zumal die vokabel zweideutig ist, auch bei benn, und gern, auch von benn, gegen „neutöner“ verwendet wird. so auch hier: michael braun lobt thomas kunst, der auf den bennschen „wallungswert“ setze statt wie die andern auf die zerebrale „montagekunst“, http://www.fr-online.de/literatur/michael-braun-wunder-gibt-es-alle-tage,1472266,2724006.html. das beispiel zeigt, daß das autoritätszitat doch nur der schubladenbildung dient. warum nicht die texte selber leuchten lassen?
LikeLike