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Veröffentlicht am 5. Juli 2011 von lyrikzeitung
Seit etwas über 30 Jahren ist der Kalauer niedriger Ordnung Mode, und die kommt unter dem Namen „neue Philosophie“ als Turbothinking von klebrigen Telephilosophen aus Frankreich herübergeschwappt. So überbietet André Glucksmann Heideggers Marotten mit der titanischen Absicht, diesen zu kritisieren, indem er ihn kopiert. Er stürzt dabei ins Bodenlose.
Paul Celans Gedicht „Todtnauberg“ verarbeitet Eindrücke seines Besuchs bei Heidegger in dessen Schwarzwälder Domizil namens Todtnauberg. Glucksmann liest triviales Schulbuchwissen etymologisierend in den Text hinein. Demnach soll der Schwarzwälder Flurname Todtnauberg im Gedicht „die Naziorganisation [von Fritz Todt, die Red.] , die so zahlreiche Arbeitslager verwaltete“, heraufbeschwören, wie er seinem Buch „Das Gute und das Böse“ schreibt. Allerdings hat der Standort von Heideggers Hütte mit der Karriere des pfälzischen Straßenbaumeisters und Westwallarchitekten Fritz Todt und seiner Organisation etwa so viel zu tun wie die Rose mit dem Gerösteten und der Hasenrücken mit dem Sozialdemokraten Wilhelm Hasenclever (1837-1889). Eine Panne? Mitnichten. Von Goethes Vers „Über allen Gipfeln ist Ruh“ versteht Glucksmann nichts außer dem Wort „über“. Und daraus schließt er messerscharf auf „Deutschland, Deutschland über alles“. / Rudolph Walther, taz Wahrheit
Kategorie: Deutsch, DeutschlandSchlagworte: André Glucksmann, Etymologie, Johann Wolfgang Goethe, Martin Heidegger, Paul Celan, Rudolph Walther
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