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Veröffentlicht am 30. Oktober 2010 von lyrikzeitung
Aufschlussreich ist, welches Schicksal bei Kathrin Schmidt der Reim erfährt, an dem sie sich wiederholt versucht. ‚(nabe) / um nabe stockt, der wagen bricht. mein irres lieben / geht aus dem leim. versuppt. verschleimt. Bleibt nur das hoffen / auf offnes, deinerseits. mir wächst ein bart, besoffen / stehn die haare ab. die Zähne. was, wenn blieben / (nur die wechsel…).‘ Das Dilemma, das sich hier auftut, ist wahrlich nicht nur das der Autorin. Damit der Reim wirkt, muss das Gedicht mit einer gewissen Grundgeschwindigkeit voranschreiten, denn sonst hat der Leser, wenn er am zweiten Wort, dem Echo, anlangt, das erste, den Ruf, schon vergessen. Schlägt er aber diese Geschwindigkeit ein, versteht er nichts mehr vom anspruchsvoll verschlüsselten Text. Man kann über diese Reime hinweglesen, ohne sie auch nur bemerkt zu haben: So sehr hat sich ihre Kraft im Handgemenge mit dem auch rhythmisch knorzigen Eigensinn des Inhalts geschwächt. Es nimmt dem sinnlichen Verlust das Maß, den die Lyrik erlitt, als sie sich vor rund hundert Jahren entschloss, das süß Konventionelle von sich zu tun und auf die herbe Originalität zu setzen. / BURKHARD MÜLLER, SZ 22.10.
KATHRIN SCHMIDT: Blinde Fische [sic! s. Kommentar]. Gedichte. Kiepenheuer & Witsch Verlag, Köln 2010. 86 Seiten, 16,95 Euro.
Kategorie: Deutsch, DeutschlandSchlagworte: Burkhard Müller, Kathrin Schmidt
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