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Fortsetzungsessay von Theo Breuer
Gedichte, meine kleinen Archen
in der nacht setzen wir einander fort:
die perspektive einer nahen landschaft
zweier körper, deren wölbungen
zueinander fließen in atemgeräuschen.
auf fingerspitzen lesen wie die spuren
unsrer haut, wie wellen eines meeres,
das sich ins gespräch vertieft. Jedes mal
darin ist eine antwort auf etwas, das du nicht
beschreiben kannst; die kartographie einer liebe,
worin kein weg mehr vorgeschrieben, kein ziel,
nur dieser eine horizont, der ungefragt ertastet,
was wir fühlen: im schritt wird ein kuss
zum mund, in dem wir uns verlieren, körperlos
gebogen bis zum himmel, der zum schluss
in der luke über uns erscheint, ein fernes bild
der ungelesenen geräusche dieser nacht.
Christoph Leisten
Der gute Sinn, Gedichte in Anthologien und Zeitschriften zu veröffentlichen, liegt auch darin, hier auf eine wesentlich größere Leserschaft hoffen zu können als mit dem eigenen Gedichtband (den es in vielen Fällen nicht einmal gibt). So mancher Autor weiß ein Lied davon zu singen, daß er seine poetische Präsenz in der Öffentlichkeit mehr oder weniger den Magazinen, Online-Portalen und Sammelbänden verdankt.
Ganz anders Künstlerzeitschriften wie Holunderground oder Das zweite Bein: Die von Frank Milautzcki in der 6. Ausgabe als Kunstschachtel herausgegebene Zeitschrift gibt es gerade mal in 30 Exemplaren. Hier findet Lyrik gleichsam unter Ausschluß der Öffentlichkeit statt: Tut sie das nicht eigentlich immer? Erstaunlich preiswert ist die wohlgefüllte Faltschachtel, bis zum Rand gefüllt mit feinen Gedichten (Gedichte, meine kleinen Archen, Peter Rühmkorf in Akzente 3/09), u.a. von Anja Finger, André Schinkel, Walle Sayer und Christoph Leisten, und originellen (originalen) Graphiken von Frank Milautzcki.
Auf einem Bein kann der Mensch bekanntlich nicht stehn, er braucht Das zweite Bein – und mehr:
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