Kategorie: Italienisch

Giambattista Marino (1569-1625)

Mein Mùrtola, mal unter Brüdern:
Ist das gerecht, hier das Sensibelchen zu spielen,
Wo alle meine Mühen darauf zielen,
Dass du unsterblich wirst in meinen Liedern?

Das ist doch mehr, bei richtigem Betracht,
Als hättest du´s zum Kardinal gebracht;
Denn ein berühmtes Ei sein bringt mehr Ehre
Als irgend so´ne Dutzendkarriere.

Michelangelo 550

Noch süßer ist Dein Angesicht als Wein,
So blank, als kroch die Schnecke drüberhin,
Und zierlicher kann keine Rübe sein,
Und Zähne weiß, wie Pastinaken, drin!
Du nähmst sogar den Papst so für dich ein ….

Deshalb schreibe ich

Deshalb schreibe ich:
weil ich vergänglich bin und die Vergänglichkeit
ist das einzige Heilmittel, das ich besitze

Ariost 550

Wenn wir schon bei den hohen Zahlen sind. Ariost, der Shakespear der Italiäner. Er ging sehr früh von dem Studium der Jurisprudenz, welcher ihn sein Vater widmete, zur Dichtkunst über. Er ging zu dem Herzog Alphons von Ferrara, der ihn zweimahl zu Gesandtschaften an… Continue Reading „Ariost 550“

Ein Schatten

Er komponierte Unerhörtes, Ungehörtes,
Stücke, die heute in irgendeiner Truhe liegen,
Makulatur geworden. Vielleicht erfindet jemand
sie unbewußt neu

Brandenburger Tor

Es klingen in deinen dorischen Säulen
noch jüngste Meißelschläge nach.
Und die bronzene Siegesquadriga
riecht eher nach Krupp als nach Samothrake
#PaoloBuzzi

Er muß sie wirklich machen

Umberto Saba (* 9. März 1883 in Triest , Österreich-Ungarn ; † 25. August 1957 in Gorizia)  MEINE GEDICHTE Das liebe Karlchen sagte; »Ich seh schon, er muß sie wirklich machen.« Ich muß, so wie die Henne das Ei legt. Dies sagte mir einmal meine… Continue Reading „Er muß sie wirklich machen“

Das Wunderbare

Nach dem Langen, Schweren mal wieder etwas Kurzes, Leichtes. Obwohl die Manieristen auch nicht immer kurz und leicht sind. Dies ist es aber schon und hat es trotzdem in sich (auch abgesehen von der unkorrekten Metapher). Giambattista Marino  (* 14. Oktober 1569 in Neapel; † 25. März 1625 ebenda) Das Wunderbare… Continue Reading „Das Wunderbare“

In meinem Dorf

Andrea Zanzotto  (* 10. Oktober 1921 in Pieve di Soligo; † 18. Oktober 2011 in Conegliano)  … werde ich euch so gut es geht und im Vertrauen ein sehr heiteres Gedicht vorlesen, das das Thema von Leopardis Quiete dopo la tempesta (Ruhe nach dem Sturm)… Continue Reading „In meinem Dorf“

Buchantiquariat

Umberto Saba  (* 9. März 1883 in Triest, Österreich-Ungarn; † 25. August 1957 in Gorizia, Italien) LIBRERIA ANTIQUARIA Morti chiedono a un morto libri morti. Illusione non ho che mi conforti in questo caro al buon Carletto nero antro sofferto. Un tempo al mio pensiero parve un rifugio, e agli orrori del tempo.… Continue Reading „Buchantiquariat“

Patrizia Cavalli †

Patrizia Cavalli (* 17. April 1947 in Todi, Italien, † 21. Juni 2022 in Rom) *** Se ora tu bussassi alla mia porta e ti togliessi gli occhiali e io togliessi i miei che sono uguali e poi tu entrassi dentro la mia bocca… Continue Reading „Patrizia Cavalli †“

Der Göttliche

Heute vor 530 Jahren geboren: Pietro Aretino, genannt „der Göttliche“, aber o weh: „ein Dichter voll Talent, aber ohne alle sittliche Würde“ (Herders Conversations-Lexikon 1854), „durch sittenlose Schriften berüchtigt“ (Brockhaus 1911). Einige der „sittenlosen“ Sonette kann man in dem von Tobias Roth herausgegebenen Band… Continue Reading „Der Göttliche“

at the border of a must

Heute drei polyglotte Siebenzeiler aus einer größeren Serie, die Helmut Schulze auf seiner Facebookseite veröffentlicht. camminando dimentico des derniers pas que j’ai faits it’s reality that i mow nie sei’s, daß ich heu verschmäh’ and a lot to it I owe le parfait plus-que-parfait… Continue Reading „at the border of a must“

Ich weiß nicht

Yari Bernasconi (Geboren 1982 in Lugano) Ich weiß nicht Ich weiß nicht, ob ihr gewonnen oder verloren habt. Euer Kampf je wirklich begonnen hat. Aber jeden Tag in der Früh, im gewohnten Waggon am Zugende, treffe ich einen Mann, der endlos vor sich hin… Continue Reading „Ich weiß nicht“

Nachruf zu Lebzeiten

Pier Paolo Pasolini  (* 5. März 1922 in Bologna; † 2. November 1975 in Ostia) Coccodrillo Quando scapperò allora a lungo implorerà, in catalano, il contadino abbandonato. Ho lunghe ali, io, e molta carne. Mi fece Dioniso Apollo mi disfece, e viceversa. Poco lessi Nietzsche,… Continue Reading „Nachruf zu Lebzeiten“