Das Archiv der Lyriknachrichten | Seit 2001 | News that stays news
Nach dem Langen, Schweren mal wieder etwas Kurzes, Leichtes. Obwohl die Manieristen auch nicht immer kurz und leicht sind. Dies ist es aber schon und hat es trotzdem in sich (auch abgesehen von der unkorrekten Metapher).
Giambattista Marino
(* 14. Oktober 1569 in Neapel; † 25. März 1625 ebenda)
Das Wunderbare Des Dichters Ziel ist das Wunderbare. (Ich meine das der Meister, nicht der Krüppel); Wer nicht verblüffen kann, soll sich striegeln lassen.
Diese Zeilen veröffentlichte Gustav René Hocke im Gedichtanhang seiner Studie „Manierismus in der Literatur. Sprach-Alchemie und esoterische Kombinationskunst“ (Rowohlts Deutsche Enzyklopädie 1959), den er als „Miniatur-Anthologie“ europäischer „concetti“ (Hocke übersetzt: lyrische Sinnfiguren) versteht. Hier der Originaltext.
È del poeta il fin la meraviglia (parlo de l’eccellente e non del goffo): chi non sa far stupir, vada alla striglia!
Eigentlich ist es kein Gedicht, sondern ein aus einem Gedicht herausgegriffenes concetto. Das gesamte Gedicht (auch nicht lang) steht deutsch in einem Buch bei Reinecke & Voß, das sich bei mir gerade versteckt, ggf. reiche ich es nach. Hier das Original.
IL POETA E LA MERAVIGLIA Vuo’ dar una mentita per la gola a qualunque uomo ardisca d’affermare che il Murtola non sa ben poetare, e c’ha bisogno di tornare a scuola. E mi viene una stizza mariola, quando sento ch’alcun lo vuol biasmare; perché nessuno fa meravigliare, come fa egli, in ogni sua parola. È del poeta il fin la meraviglia (parlo de l’eccellente e non del goffo): chi non sa far stupir, vada alla striglia! Io mai non leggo il Cavolo e ’l Carcioffo, che non inarchi per stupor le ciglia, com’esser possa un uom tanto gaglioffo.
Lesetipp
Episteln und Pistolen : eine barocke Dichterfehde / Giambattista Marino & Gaspare Mùrtola. Ausgew. und erstmals aus dem Ital. übertr. von Jürgen Buchmann. Leipzig : Reinecke & Voß, 2013
Neueste Kommentare