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Veröffentlicht am 4. November 2020 von lyrikzeitung
Robert Jentzsch
(4. November 1890 Königsberg – 21. März 1918 gefallen in Nordfrankreich)
Aus: Romantiker-Bildnisse
Herrn John Höxter gewidmet
4.
Ich aber las, wo keine Nacht mehr leuchtet,
Der schwarzen Blumen Schimmer und Verderb.
Ich fuhr auf breiten Winden, meer-gefeuchtet,
Auf zu den Sternen, einsam, fern und herb.
Griff der Gewitterwolken Feuerschwere,
Hielt schon den Raub. Da stürzt‘ ich in die Not..
Gelähmt in öden Tagen ohne Ehre
Wart ich auf schales Alter, blöden Tod.
6.
Ich höre mehr Geräusche, als mir frommt,
Und meine Sinne buhlen mit zu vielem.
Denn jedes Bild und jeder Ton, der kommt,
Begehrt – derb oder zart – auf mir zu spielen.
Der mich beherrschte einen Augenblick,
Läßt gleich mich wieder tausend Diadochen,
Ich beiße mich ihm ein, umklammre ihn..
Und gleite ab, ein Tier, winselnd, zerbrochen.
8.
Ein Tier, das manchmal brüllt und manchmal lacht,
Das durch die Straßen wackelt, wie der blinde
Zufall es wälzt,.. bist du mir. Weiter nichts.
Nun sage, lieber Freund, was uns verbinde..
Nacht peitscht mit Wolken tot der Sterne Licht,
Ihr Hochmeer reibt der Rand der Häuser krumm..
Ich – wenn ihr Sturm wie Orgelbrausen wächst –
Bin Höhle, welche dumpf ihm wiederdröhnt.
Aus: Robert Jentzsch, Versensporn 29, Jena: Poesie schmeckt gut 2017, S. 10f
Kategorie: Deutsch, DeutschlandSchlagworte: Robert Jentzsch
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